Die meisten Schuhe werden heutzutage industriell in Massenproduktion hergestellt. Wenn aber ein Schuh geflickt, verändert oder ein außergewöhnliches Sonderexemplar angefertigt werden muss, dann ist immer noch Handarbeit gefragt – deine Aufgabe als Maßschuhmacher! In diesem traditionellen Handwerksberuf besserst du mit allerhand Werkzeugen und Maschinen unbequeme Schuhe aus, fertigst hochwertige Einzelstücke an und weißt auch, was bei Fußfehlstellungen oder Gehfehlern am besten an den Füßen zu tragen ist. Leder, Gummi, Nadel und Faden – mit dieser Ausbildung wird ein Schuh draus!
In deinen drei Jahren als Maßschuhmacher-Azubi lernst du, Schuhe anzufertigen, zu reparieren und anzupassen. Du setzt spezielle Kundenwünsche um, erneuerst Sohlen, baust Absätze auf oder flickst Löcher. Du peppst Schuhe aber auch durch eine Färbung auf oder arbeitest zum Beispiel Fußstützen und Verstärkungen ein, damit die Füße bequem sitzen. Dabei ist sowohl Handarbeit als auch der Umgang mit diversen Maschinen gefragt. Fußumrisszeichnungen fertigst du mit Bleistift und Papier an, mit einem Messer schneidest du Stücke aus Leder oder Stoff zurecht. Mit einer Zwickzange ziehst du den Schaft über den Leisten und klopfst ihn mit Zwicknägeln fest, die du mit der Beißzange wieder herauszupfst. Schaft? Leisten? Keine Sorge, solche Begriffe beherrschst du schon bald im Schlaf. Der Schaft ist das Oberteil des Schuhs, ein Leisten ist ein Schuhmodell, um das herum du dann den Schuh nähst und klebst.
Sohlenkanten werden mit einer Poliermaschine poliert, Schaft und Sohle mit einer Schuhpresse verklebt und drückende Stellen durch Klopfen geschmeidig gemacht. Daneben fertigst du Einlagen an, behandelst fertige Schuhe mit Wachs und Politur oder vernähst Innenfutter. Immer wichtiger wird außerdem die computergesteuerte 3D-Fußscannung, die in wenigen Sekunden einen Fuß von allen Seiten vermisst. Die Kundenberatung ist ebenfalls ein wichtiger Bestandteil deines Jobs. Du bekommst es dabei immer wieder auch mit Leuten zu tun, die unterschiedlich lange Beine oder verschiedengroße Füße haben – leichte Orthopädieschuhmacherarbeiten übernimmst du nämlich auch.
Seit 2018 gibt es für die Ausbildung als Schuhmacher eine neue Ausbildungsordnung. Dadurch wurde sie in Ausbildung als Maßschuhmacher umbenannt. Mit der Neuordnung wird auf die technischen, strukturellen und organisatorischen Veränderungen und Entwicklungen im Schuhmacherhandwerk eingegangen. Zusätzlich soll durch den neuen Namen die individuelle Fertigung von Schuhen im Gegensatz zur industriellen Serienherstellung hervorgehoben werden. In den ersten beiden Ausbildungsjahren steht das Reparieren und Ändern von Maß- und Konfektionsschuhen im Vordergrund, im dritten Ausbildungsjahr können sich die Auszubildenden dann spezialisieren. Weitere neue Themen sind Modellgestaltung, Qualitätssicherung, Nachhaltigkeit und Kundenorientierung. Zusätzlich wird das Präsentieren und Verkaufen von Waren in Geschäftsräumen mit aufgenommen. Auch die Prüfung wurde überarbeitet - es gibt nun eine gestreckte Gesellenprüfung, die in zwei Teilen zu unterschiedlichen Zeitpunkten durchgeführt wird.
Im dritten Ausbildungsjahr werden die Fachrichtungen Maßschuhe und Schaftbau neu integriert, zwischen denen gewählt werden kann. In der Fachrichtung Maßschuhe werden die Ausbildungsinhalte weitergeführt und das Herstellen von Maßschuhen mit verschiedenen Techniken vertieft. In der Fachrichtung Schaftbau geht es um die Herstellung der Schuhschäfte, die bei der Herstellung der Maßschuhe als vorgefertigte Teile zum Einsatz kommen.
30 Arbeitsschritte braucht es durchschnittlich, bis ein einfacher Schuh fertig ist. Und alles, was es bei diesen Schritten zu beachten gibt, lernst du sowohl im Betrieb als auch in der Berufsschule kennen. Ausbildungsplätze findest du zum Beispiel in Lederwerkstätten, Schuhreparaturdiensten, Werkstätten von Orthopädie- und Sanitätsfachgeschäften, aber auch im Theater, wo ständig Sonderanfertigungen gebraucht werden. Hier nähst, schleifst, schneidest, polierst, flickst und vermisst du, bis die Sohle qualmt.
In der Berufsschule geht es dann theoretischer, aber nicht weniger spannend zu. Zum Beispiel stehen für die Auszubildenden Grundlagen der Anatomie auf dem Plan: Wie sind Fuß und Bein aufgebaut, was passiert beim Laufen? Wie beurteilst du Fehlstellungen der Füße oder Beinlängendifferenzen und wie berücksichtigst du sie bei der Schuhherstellung? Daneben erfährst du, wie man Schuhe fachmännisch repariert oder das passende Material aussucht und zuschneidet.
Wer sich für den Beruf des Maßschuhmachers interessiert, der sollte robust sein. Denn in so einer Werkstatt ist es oft laut und schmutzig, du hämmerst dir bestimmt das eine oder andere Mal auf den Finger und die Gerüche der Klebstoffe sind auch nicht gerade angenehm. Außerdem sitzt du häufig gebückt, was ziemlich auf den Rücken geht.
Als Schulabschluss reicht der Hauptschulabschluss aus, wichtig ist aber eine gute Note in Mathe, denn du musst immer mal wieder Schuhflächen, Preise oder Materialkosten berechnen. Daneben solltest du eine ordentliche Portion Sorgfalt, Kreativität und natürlich handwerkliches Geschick mitbringen und immer die aktuellen Mode- und Farbentrends auf dem Schirm haben.
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