ODER
Laut einer Studie besitzen Frauen im Schnitt 20 Paar Schuhe. Sneaker, High-Heels, Sportschuhe, Gummistiefel oder Sandalen – für jede Gelegenheit gibt es das passende Schuhwerk. Dabei bestehen sie aus vielen verschiedenen Einzelteilen und Materialien. Wer die Zusammensetzung der verschiedenen Schuhtypen ganz genau kennt und sie in großen Mengen produziert? Der Schuhfertiger.
Info: Auch wenn du als Schuhfertiger vor allem in der Massenproduktion im Einsatz bist und insofern vor allem maschinell arbeitest, übst du im Beruf regelmäßig auch einige handwerkliche Fertigkeiten wie die eines Schusters aus. Da es an deinem späteren Arbeitsplatz – ob in der Produktion oder in einer Werkstatt – durchaus auch vorkommen kann, dass du eine Reparatur am Schuh vornehmen musst, gehört die Handarbeit ebenso zu deinem Tätigkeitsfeld wie der Umgang mit Maschinen.
Werk- und Hilfsstoffe vorbereiten: Für die Herstellung des Schaftes – also dem Teil des Schuhs über dem Knöchel – müssen das Leder, die textilen Flächengebilde und Kunststoffe zunächst ausgelegt, zugeschnitten und gestanzt werden. Anschließend prüft man sie auf Qualität und darauf, ob sie als Paar zusammenpassen und richtet sie dann entsprechend vor. Das bedeutet, dass der Schuhfertiger zum Beispiel die Halte- und Ziernähte vorzeichnet und Kanten zum Einschlagen färbt.
Schäfte herstellen: Zum Zusammenfügen der einzelnen Schaftbestandteile gibt es zwei gängige Varianten: Entweder werden die Zier- und Haltenähte gesteppt oder aber zum fertigen Schuhschaft zusammengeklebt. In diesem Arbeitsschritt fügt der Schuhfertiger auch schmückendes und funktionelles Beiwerk wie Reißverschlüsse, Schnallen und Nieten hinzu.
Schäfte und Bodenteile montieren: Sind die einzelnen Bestandteile fertig bearbeitet, fügt der Schuhfertiger sie nach den produktionstechnischen Vorgaben zusammen. Die Sohle – gegebenenfalls mit Absatz – klebt, zwickt oder näht er zuletzt an den Schuh.
Schuhe finishen: Für das Finish reinigt der Schuhfertiger das Schuhwerk und entfernt so etwa überschüssigen Kleber. Unter Umständen färbt er es auch noch ein, bevor er dann schmückendes und funktionelles Beiwerk wie Schnürsenkel und Garnituren anbringt. Nach der Endkontrolle verpackt er die Schuhe ordnungsgemäß.
Maschinen am Arbeitsplatz einrichten und bedienen: Da ein Großteil der Schuhfertigung maschinell abläuft, gehört auch der Umgang mit den Maschinen zum Tagesablauf dazu. Diese bedient der Schuhfertiger nicht nur, sondern ist auch für die Einrichtung und Wartung zuständig und kennt sich dementsprechend bestens mit deren Mechanismen aus.
Deine Aufgaben auf einen Blick
Während der Maßschuhmacher vor allem handwerklich arbeitet, ist der Schuhfertiger eher für die industrielle Schuhproduktion zuständig. Deswegen muss er sich besonders gut mit Maschinen auskennen und ist auch für deren Wartung verantwortlich. Ein Schuhfertiger arbeitet demnach eher in Massenproduktion – der Schuhmacher fertigt hingegen hauptsächlich Maßschuhe, die individuell an den Fuß des Kunden angepasst werden. Dabei produziert er nicht nur Unikate in Handarbeit, sondern repariert diese auch und bessert Schäden wie Löcher im Material oder Sohle aus.
Ob geregelte Arbeitszeiten, Schichtarbeit oder Akkordarbeit – dein Gehalt als Schuhfertiger ist auf jeden Fall gesichert. Entscheidest du dich für die Ausbildung, öffnen sich außerdem viele Türen für Spezialisierungen und Weiterbildungen: zum Beispiel in dem Bereich Maschinen- und Anlagenüberwachung oder einer Weiterbildung zum Schuhtechniker. Zusätzlich bietet die Ausbildung zum Schuhfertiger eine gute Grundlage, ein Studium der Textil- und Bekleidungstechnik anzuschließen und seine Berufschancen damit zusätzlich zu verbessern.
Schuhfertiger sind am häufigsten in der industriellen Schuh- oder Schäfteherstellung anzutreffen. Darüber hinaus sind sie aber auch in Schuhabteilungen großer Kaufhäuser mit Reparaturservice oder in Reparaturwerkstätten durchaus gefragt.
Deine Einsatzorte auf einen Blick
Die Arbeitszeiten als Schuhfertiger sind von dem jeweiligen Einsatzort abhängig. Während man in Werkstätten und beim Reparaturservice großer Kaufhäuser werktags arbeitet und mit geregelten Arbeitszeiten entsprechend der Öffnungszeiten rechnen kann, sieht es in Produktionshallen etwas anders aus. Wie für die Industrie üblich, arbeitet man dort häufig in Schichtarbeit. Da durch die verwendeten Klebstoffe, Farben und Lösungsmittel unangenehme Dämpfe und Gerüche entstehen, die Haut und Atemwege reizen, arbeiten Schuhfertiger teilweise auch im Akkord. Auf diese Weise stellen sie mit sehr hoher Schnelligkeit eine hohe Stückzahl in kurzer Zeit her.
Arbeitszeiten
Sowohl bei der Arbeit in Werkstätten, als auch in Produktionshallen, tragen Schuhfertiger eine angemessene Schutzkleidung und -ausrüstung – das umfasst robuste Kleidung, teilweise Handschuhe und ein festes Schuhwerk. Aufgrund des Lärmes der Maschinen gehört dazu auch ein Gehörschutz.
Geräte, die dir im Arbeitsalltag begegnen
Handwerker: Du verfügst über ein ausgeprägtes handwerkliches Geschick und kannst sehr gut mit Werkzeug umgehen. Auch das Bedienen komplexer Maschinen beherrscht du mit Leichtigkeit.
Organisationstalent: Selbst bei den kompliziertesten Modellen und Schnittmustern behältst du den Überblick, welches Teil an welche Stelle gehört, und hast dabei stets schon den ganzen Schuh vor Augen. Auch unter Zeitdruck behältst du die Ruhe.
Macher: Du packst gerne an und lässt Dinge entstehen, bevor du lange darüber nachdenkst. Fallen die Maschinen mal aus, hast du kein Problem damit, selbst Hand anzulegen und dein handwerkliches Geschick unter Beweis zu stellen.
Die Ausbildung zum Schuhfertiger dauert drei Jahre und ist dual angelegt. Dazu besuchen die Auszubildenden ein- bis zweimal die Woche an festgelegten Tagen (oder mehrere Wochen am Stück im Block) die Berufsschule.
Die restlichen Werktage verbringen sie im Ausbildungsbetrieb – das sind in der Regel Werkstätten oder Fertigungshallen der Schuhindustrie. Da Berufsschulen für das Schuhhandwerk nicht in jeder Stadt zu finden sind, findet der Berufsschulunterricht teilweise in länderübergreifenden Fachklassen statt.
Als angehende Schuhfertigerinnen und Schuhfertiger fügen die Auszubildenden die einzelnen Bestandteile eines Schuhs zu einem Ganzen zusammen. Dafür lernen sie das klassische Schuhhandwerk kennen – etwa das Schneiden, Stanzen oder Zwicken. Oft erfolgt die Herstellung aber auch in industrieller Produktion mithilfe halb- und vollautomatisch gesteuerter Maschinen, die eine Produktion in Serie ermöglichen. Die Auszubildenden lernen hierfür auch den Umgang mit der entsprechenden Technik.
Inhaltlich ist die Ausbildung in zwei große Teile geteilt: Das erste und zweite Ausbildungsjahr bilden die erste Einheit; das dritte Ausbildungsjahr die zweite. Dementsprechend wird vor Ende des zweiten Ausbildungsjahres die Zwischenprüfung abgelegt. Die große Abschlussprüfung findet nach dem Ende des dritten Ausbildungsjahres statt.
Die Inhalte der Berufsschule sind bei der Ausbildung zum Schuhfertiger sehr nah an der Praxis ausgerichtet. Dort lernen die angehenden Schuhfertiger die verschiedenen Materialien wie Leder und Textilien, deren Beschaffenheiten und weitere Charaktereigenschaften kennen. In praktischen Übungen machen sie erste Erfahrungen mit dem Zuschneiden der Stoffe, bevor sie das Wissen in den Praxisphasen im Betrieb umsetzen.
1. Ausbildungsjahr
Leder und Textilien zuschneiden: Je nachdem, welches Material verwendet wird, müssen die Einzelteile eines Schuhs anders zugeschnitten werden. Leder verfügt beispielsweise über natürliche Elastizität und passt sich dem Fuß deshalb in der Regel an – das muss beim Zuschneiden mitgedacht werden, damit die Schuhgröße am Ende auch wirklich passt.
Schaftteile vorrichten: Schritt für Schritt vermittelt die Berufsschule den Fertigungsprozess, um Schaftteile vorzurichten: von der Analyse der Arbeitsvorgänge über das Ordnen des Arbeitsablaufs bis hin zur Reflektion über die Zusammenhänge der Materialien und Arbeitsschritte. Ein wichtiger Schritt bei der Vorbereitung ist es zum Beispiel, die Kanten deutlich zu kennzeichnen, damit beim Zusammenfügen der Einzelteile keine Fehler passieren.
2. Ausbildungsjahr
Schäfte fügen und fertigstellen: Nachdem im ersten Ausbildungsjahr bis ins Detail die Vorbereitung für die Schäfteherstellung gelernt wird, vermittelt die Berufsschule im zweiten, wie man sie fertigstellt. Dafür gibt es verschiedene Methoden: Schäfte können geklebt, gestanzt oder auch genäht bzw. gefügt werden. Zum Fügen gibt es verschiedene Nadeln und Maschinen (zum Beispiel Doppelsteppstichmaschine oder Kettenstichmaschinen) – jeder Stichtyp verlangt nach einer unterschiedlichen Stichart. Bei der Fertigstellung werden dann etwaige Reißverschlüsse oder schmückendes Zubehör hinzugefügt.
Klebstoffe verwenden: In der Berufsschule erlangen die Auszubildenden die Kompetenz, Klebstoffe nach Eigenschaften und Verwendungszweck für verschiedene Klebeverfahren zu verwenden. Dazu informieren sie sich über Klebgrundstoffe und Klebstoffarten und erläutern in diesem Zusammenhang auch physikalische Eigenschaften und Grundvorgänge des Klebens wie Adhäsion, Kohäsion und Viskosität.
3. Ausbildungsjahr
Bodenmaterialien verwenden: Auch für den Schuhboden gibt es verschiedenste Materialien, die bestimmte Eigenschaften aufweisen – zum Beispiel Bodenleder, Gummi oder thermoplastischer Kautschuk, mit denen sich die Auszubildenden in der Berufsschule auseinandersetzen. Sie stellen die Bodenteile nicht nur zeichnerisch dar, sondern ordnen ihre Eigenschaften auch unter Berücksichtigung von Umweltaspekten und Verarbeitungsmöglichkeiten.
Schuhe finishen und kontrollieren: Für die Analyse der Produktqualität spielt der Verwendungszweck eine große Rolle – Sport- und Arbeitsschuhe werden anders beurteilt als Straßenschuhe. In diesem Zusammenhang lernen die Auszubildenden gesetzliche und betriebliche Vorgaben kennen und lernen was bei welchen Mängeln am Schuh zu tun ist und wie sie diese beheben können. Ansonsten finishen sie die Schuhe unter Berücksichtigung der Vorschriften zum Brand-, Gesundheits- und Umweltschutz sowie zur Arbeitssicherheit.
Wie für eine duale Ausbildung üblich bieten dir die Praxisphasen die Möglichkeit, dein theoretisches Wissen in deinem Ausbildungsbetrieb (zum Beispiel einem Unternehmen der Schuhproduktion) direkt praktisch anzuwenden. Arbeitest du in einer Reparaturwerkstatt, kommst du in direkten Kontakt mit dem Kunden, dessen Schuhe du reparierst und am Ende nochmal kontrollierst und finisht.
Auch in der praktischen Ausbildung sind die Inhalte in zwei große Teile aufgeteilt: Die erste Praxisphase geht vom ersten bis zum 18. Ausbildungsmonat. Anschließend legen die Auszubildenden die Zwischenprüfung ab. Dann beginnt die zweite Praxisphase vom 19. bis zum 36. Ausbildungsmonat – direkt gefolgt von der Abschlussprüfung.
Zu Beginn dreht sich im Ausbildungsbetrieb alles um die Herstellung der Schäfte. Die Auszubildenden beurteilen, welche Werk- und Hilfsstoffe sie für welche Methode einsetzen müssen und wie sie die Werkstoffe zuschneiden und stanzen. Basierend auf dem Wissen aus der Berufsschule richten sie die Schäfte dann vor und fügen sie letztlich zusammen. Die Basis für ihre Arbeit ist natürlich der individuelle Kundenwunsch im Laden, den sie zusammen mit der Ausbilderin oder dem Ausbilder Schritt für Schritt umsetzen.
Die Kenntnisse aus den ersten 18 Ausbildungsmonaten werden im zweiten Praxisabschnitt weiter vertieft. Hinzu kommen das praktische Know-how für die Herstellung und Weiterverarbeitung von Bodenteilen sowie deren Vorbereitung und Montage. Danach lernen die Auszubildenden, wie man Schuhe finisht und verkaufsfertig macht. Wenn sie alle Arbeitsschritte kennengelernt und verinnerlicht haben, dürfen sie auch mal eigene Modelle ausarbeiten.
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