Ausbildung Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r

Empf. Schulabschluss:
Mittlere Reife
Ausbildungsdauer:
3 Jahre
Arbeitszeit:
werktags
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Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r Berufsbild

„Ich möchte meinen Anwalt sprechen!“ Sagt der Hauptverdächtige im Krimi diesen Satz, kannst du sicher sein, dass in der nächsten Szene ein schicker Anzugträger ins Bild marschiert und den Ermittlern ein paar Paragraphen um die Ohren haut – und zwar total souverän und gut vorbereitet. Natürlich passiert das nur im Film, aber auch im Reallife müssen Rechtsanwälte immer genauestens über ihre Fälle informiert sein um ihre Mandanten vertreten zu können. Ähnliches gilt für Notare. Die vertreten zwar niemanden vor Gericht, beurkunden aber verschiedenste Rechtsgeschäfte – Besitzurkunden von Häusern, Vollmachten, Testamente und sogar Firmengründungen zum Beispiel. Bei so viel Arbeit brauchen sowohl Anwälte als auch Notare natürlich Profis, die im Hintergrund die Mandantenbetreuung übernehmen und im Büro den vollen Durchblick haben. Fachleute wie die Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten zum Beispiel. Diese Ausbildung verbindet – wie der Name schon sagt – zwei Berufe miteinander und lässt dich so zu einem Helden der Büroorganisation werden. Also Vorhang auf und Bühne frei für die Ausbildung zum Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten! 

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Wo wir gerade von „Bühne frei“ sprechen: Man kann den Arbeitsalltag einer Rechtsanwalts- und Notarfachangestellten tatsächlich ein bisschen mit einem Job am Theater vergleichen: Der Anwalt oder der Notar steht in dem Fall entweder auf der großen Bühne (im Gerichtssaal) oder bereitet seinen Text (die Verhandlung) vor. Deine Ausbildung als „RENO“ (das ist die Abkürzung für „Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte“) findet dagegen hinter den Kulissen statt, ist aber ganz genau so wichtig. Denn deine Hauptaufgabe ist es, deinem Chef den Rücken freizuhalten, wenn er Mandanten vertritt oder Eheverträge regelt. Das klingt erst einmal ziemlich einfach, bedeutet für dich aber jede Menge Organisationsarbeit. Backstage passiert schließlich noch viel, viel mehr.

Klienten müssen zum Beispiel empfangen und bei der Kanzlei mit ihren Daten registriert werden. Zu jedem Fall müssen außerdem Akten geführt und aufbewahrt werden – und zwar super sorgfältig. Braucht dein Chef eine bestimmte Information zu einem Fall, weißt du sofort, in welcher Akte du diese finden und nachschlagen kannst, damit Texthänger erst gar nicht zustande kommen. Und Anwälte und Notare haben wirklich riesige Aktenschränke, voll mit verschiedenen Papieren – die Kostümabteilung eines Theaters ist nichts dagegen. Apropos Papier: Auch für den Schriftverkehr mit den Gerichten und die Kostenrechnungen von Klienten bist du zuständig. Genau wie Theaterkarten müssen ja auch die Dienste eines Anwalts oder eines Notars bezahlt werden. 

In der Ausbildung als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellter wird man dir außerdem beibringen, wie du Zeitpläne und Geschäftsreisen organisierst und koordinierst, falls dein Chef mal zu einem Termin muss, der weiter weg stattfindet. Am wichtigsten ist aber, dass du Termine und Fristen von Klienten peinlich genau aufschreibst und mindestens einmal am Tag überprüfst. Welche Fristen verstreichen bald und welchen Klienten musst du daran erinnern? Welche Deadlines sind eingehalten worden und können abgehakt werden? Hier darfst du auf keinen Fall schludern, weil es schlimme Folgen für die Mandanten eines Rechtsanwalts haben kann, wenn rechtliche Fristen versäumt werden. Du trägst als Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte also eine große Verantwortung.

Wer sich zur RENO ausbilden lässt, kann das natürlich nicht nur in Rechtsanwaltskanzleien, sondern auch in einem Notariat machen. Seltener hingegen sind Anstellungen in Mahnabteilungen, zum Beispiel in Warenhäusern. Bei Notaren oder Notarinnen kümmerst du dich vor allem um hochoffizielle Dokumente, die erstellt und archiviert werden müssen. Du tippst hier Urkunden und Beglaubigungen, Erbscheinanträge und Vollmachten. Bei solchen Dokumenten, die ja Rechtsgeschäfte besiegeln sollen, darf sich natürlich nicht der kleinste Fehler einschleichen – deine Rechtschreibung sollte also sehr, sehr gut sein. Hast du so ein Dokument erstellt, darfst du sogar ein klein bisschen dein handwerkliches Geschick spielen lassen: Denn Urkunden werden beispielsweise oft noch genäht, bekommen in großen Druckerpressen ein Siegel verpasst und werden anschließend sorgfältig verpackt.

Wusstest du schon, dass...

  • die Arbeit eines Notars zu den wenigen Tätigkeiten im juristischen Bereich zählt, die in die Zukunft gerichtet sind? Rechtsanwälte und Richter beispielsweise beschäftigen sich dagegen grundsätzlich mit der Vergangenheit, wenn sie sich etwa um die Verfolgung von Straftaten kümmern.
  • sich viele Paragraphen in Gesetzesbeschlüssen jeweils zum Jahresanfang ändern? Im Notarbüro können deshalb zum Jahresende manchmal Überstunden anfallen.
  • alle Notare bis zum Jahr 1806 sein persönliches Erkennungszeichen, das „Notariatssignet“, hatte? Die Grundform war dabei vorgegeben: Ein Kreuz, das auf einem Sockel steht.
  • es etwa 150.000 RENOs in Deutschland gibt?
  • du mit dieser Ausbildung später nicht nur in Rechtsanwaltskanzleien und Notariaten, sondern auch in der Gerichtsverwaltung oder in Wirtschaftsunternehmen arbeiten kannst? Dank deines Organisationstalentes und deines rechtlichen Fachwissens bist du eine sehr begehrte Fachkraft.

In deiner dreijährigen Ausbildung als RENO kannst du nicht nur dein Können im Büromanagement unter Beweis stellen, sondern auch deine Konzentrationsfähigkeit in der Berufsschule. Zwei bis dreimal in der Woche besuchst du ein Berufskolleg und machst dir in Fächern wie Büro- und Arbeitsorganisation, allgemeine Wirtschaftslehre und Rechnungswesen Notizen. Kaufmännische Fähigkeiten sind als Fachangestellte also ebenfalls gefragt. Im zweiten Ausbildungsjahr kommst du nicht um das notarielle Berufs- und Verfahrensrecht herum. Außerdem lernst du die verschiedenen Vertragsarten voneinander zu unterscheiden und prägst dir auch juristische Inhalte gut ein. Dabei bleibst du immer up to date: Wenn es im Jahr 2016 Neuerungen im Baurecht gab, musst du im Hinterkopf behalten, dass sich das auch auf das Liegenschafts- und Grundbuchrecht auswirken kann, die bei Immobilien ebenfalls immer eine Rolle spielen. Ob Familien-, oder Strafrecht, es gibt jede Menge Spezialisierungsmöglichkeiten für Anwaltskanzleien.  

Theoretisch kannst du alle Fachgebiete, die dein Arbeitgeber abdeckt, auch in der Berufsschule kennenlernen, wo du mit anderen RENO-Azubis zusammen unterrichtet wirst. Es kann aber auch vorkommen, dass es zwei eigenständige Bildungsgänge, also zwei unterschiedliche Klassen, gibt: In der einen werden angehende Rechtsanwaltsfachangestellte und in der anderen zukünftige Notarfachangestellte unterrichtet. Je nachdem, ob du in einem Notariat oder einer Anwaltskanzlei ausgebildet wirst, unterscheidet sich nicht nur dein Lernfeld, sondern auch der Tätigkeitsschwerpunkt in der Praxis. Nach deiner bestandenen Abschlussprüfung warten tolle Aufstiegschancen auf dich. So kannst du vor der Rechtsanwaltskammer die Prüfung als Rechtsfachwirt oder Notarfachwirt ablegen. Die Fortbildung als Notarfachwirt beziehungsweise Notarfachwirtin wird allerdings nur als Fernstudium angeboten. Um mehr über dieses Berufsbild zu erfahren, musst du nur einen Blick in die Prüfungsordnung der Notarkammer Berlin oder in unseren Karrierepfad werfen.   

Du solltest Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r werden, wenn …

  1. dir eine große Portion Organisationstalent in die Wiege gelegt wurde.
  2. Stress dich überhaupt nicht aus der Ruhe bringt.
  3. Gesetzestexte und Paragraphen dich total faszinieren.

Du solltest auf keinen Fall Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte/r werden, wenn …

  1. es dir schon nicht gelingt, den Geburtstag deiner Mutter zu behalten.
  2. du dich am liebsten tot stellst, wenn das Telefon klingelt.
  3. ein Bürojob für dich so gar nicht in Frage kommt.