Jeder kennt sie – die Vitrinen auf dem Biologie-Flur mit ausgestopften Tieren, aufgespießten Schmetterlingen, Fossilien und seltsamen Objekten, die in einer Flüssigkeit schwimmen. Das alles sind menschliche, tierische, pflanzliche oder geologische Anschauungspräparate, die in Schulen, Museen, in Forschung und Lehre zu finden sind. Und die werden von präparationstechnischen Assistenten oder von medizinischen Sektions- und Präparationsassistenten hergestellt. Die sind aber nicht nur dafür da, dass du dir in der Schule ein Skelett angucken kannst, sie arbeiten auch im Obduktionsbereich, unterstützen bei Sektionen und untersuchen Proben unter dem Mikroskop.
Das präparations- und sektionstechnische Berufsfeld kann nur an zwei Berufsfachschulen in ganz Deutschland erlernt werden – in Berlin und in Bochum. Es handelt sich jeweils um schulische Ausbildungen. Bochum hat die einzige staatlich anerkannte Ausbildungsstätte. In Berlin ist die Ausbildung landesrechtliche geregelt mit staatlicher Abschlussprüfung. Inhaltlich gibt es viele Parallelen, die du auf dieser Seite nachlesen kannst. Ein paar Unterschiede gibt es in der Berufsbezeichnung und im Ablauf der Ausbildung. Im folgenden Abschnitt gibt es schon mal einen ersten Überblick.
Ort | Berlin | Bochum |
Berufsfachschule | Schule für Medizinische Sektions- und Präparationsassistenz, Bildungscampus für Gesundheitsberufe | Walter-Gropius-Berufskolleg |
Abschluss-/Berufsbezeichnung | Medizinische/r Sektions- und Präparationsassistent/in | Staatlich geprüfte/r Präparationstechnische/r Assistent/in, Schwerpunkt Medizin, Biologie oder Geowissenschaften |
Dauer | 1 Jahr | 2-3 Jahre |
Schulabschluss | min. erweiterter Hauptschulabschluss | Mittlere Reife oder Fachhochschulreife |
Praxis | 6 Monate | min. 8 Wochen |
Fachrichtungen | keine | Medizin, Biologie, Geowissenschaften |
Als präparationstechnischer Assistent in der Medizin oder als medizinischer Sektions- und Präparationsassistent ist es deine Aufgabe, anatomische und pathologische Präparate für wissenschaftliche Untersuchungen und Lehrzwecke herzustellen. Du präparierst Organe, Nerven, Muskulatur und Skelettteile und fixierst und konservierst die Präparate anschließend. Um Präparate herzustellen, ist eine Sektion nötig, du assistierst also dem Facharzt bei der Leichenöffnung und beim Sezieren. Du wirkst auch bei rechtsmedizinischen Obduktionen mit, um die genaue Todesursache festzustellen. Dafür sind Rechtskenntnisse nötig, da der Ablauf einer Obduktion rechtlich geregelt ist.
Besonders wichtig ist auch die Hygiene. Du bist für die Desinfektion der Arbeitsräume und für die Sterilisation der Instrumente und Geräte zuständig und entsorgst Abfälle fachgerecht. Schutzkleidung wie Kittel und Einweghandschuhe sind ein Muss. Zusätzlich protokollierst, dokumentierst und fotografierst du die einzelnen Arbeitsschritte sowie die Organe, Proben und auffälligen Körperstellen. Deine Aufgabe ist es auch, die Proben mikroskopisch zu untersuchen. Am Ende stellst du den Körper wieder so her, dass er bestattet werden kann und regelst die Formalitäten mit dem Bestattungsunternehmen.
Bist du präparationstechnische Assistentin mit dem Schwerpunkt Biologie, dann befasst du dich nicht mit menschlichen Präparaten, sondern verarbeitest Tier- und Pflanzenmaterial zu Anschauungsobjekten. Du stellst Dermoplastiken her, zum Beispiel durch Konservieren oder Ausstopfen. Pflanzliche Objekte oder auch Säugetiere, Insekten, Weichtiere und Fische werden dann in Schauvitrinen und Dioramen präsentiert. Du nagelst und schraubst Skelettmodelle oder formst Modelle aus Kunststoff, Gips oder Holz.
Als präparationstechnischer Assistent im Schwerpunkt Geowissenschaften bearbeitest du Mineralien, Gesteinen, Fossilien und erdgeschichtliche Abdrücke von Tieren und Pflanzen. Deine Aufgabe ist es, Gesteinsproben zu sammeln, freizulegen, zu präparieren und zu konservieren und für wissenschaftliche Untersuchungen herzurichten. Du machst Geländeexkursionen und führst Gesteins- und bodenphysikalische Prüfverfahren durch.
Wo du genau arbeitest, hängt davon ab, welchen Schwerpunkt du bei deiner Ausbildung gesetzt hast. Im medizinischen Bereich kannst du in pathologischen Abteilungen von Krankenhäusern, bei pathologischen Untersuchungslabors und Instituten oder in Gewebebanken arbeiten. Möglich ist auch eine Anstellung in rechtsmedizinischen Instituten von Universitäten oder Hochschulkliniken.
Du verrichtest deine Arbeit dann in Sektions- oder Präparationsräumen, in Labors, Leichenhallen und anderen Obduktionsräumen. In der Regel ist auch Büroarbeit Teil deines Arbeitsalltags.
Hast du einen nicht-medizinischen Schwerpunkt gesetzt, dann kannst du beispielweise in biologischen oder geowissenschaftlichen Instituten, bei Tierpräparatoren, in naturgeschichtlichen und wissenschaftlichen Museen, in Aufbewahrungsräumen oder Magazinen oder in botanischen Gärten arbeiten.
In der Rechtsmedizin, auch Gerichtsmedizin oder Forensische Medizin genannt, beschäftigt man sich mit der Klärung von Rechtsfragen, die im Falle eines Todes aufkommen. Fachärzte für Rechtsmedizin führen an Verstorbenen Obduktionen durch zur rechtlichen Klärung von Todesursachen. Das kann zum Beispiel das Bestätigen oder Ausschließen eines Tötungsdeliktes oder Suizids sein.
In der Pathologie wird überwiegend mit lebenden Patienten gearbeitet. Pathologen beschäftigen sich meist mit deren Gewebeproben unter dem Mikroskop und machen feingewebliche Untersuchungen nach Biopsien. In der Forensik gibt es ebenfalls den Teilbereich Pathologie, du kannst also auch in der Pathologie rechtsmedizinisch tätig sein, beispielsweise wenn ein Gewaltverbrechen vermutet wird und Gewebeproben des Organs unter dem Mikroskop untersucht werden müssen. Es kann auch vorkommen, dass Pathologen im Krankenhaus eine ganze Obduktion zur Klärung der Todesursache eines Patienten durchführen müssen.
Im Wesentlichen ist der Unterschied, dass Pathologen dann zurate gezogen werden, wenn eine Person durch Krankheit oder durch eine andere natürliche Ursache verstorben ist und zum Beispiel die Angehörigen zur genaueren Klärung eine Obduktion verlangen. Die wird dann durch einen Arzt angeordnet. In der Rechtsmedizin werden nicht-natürliche Todesursachen untersucht, und zwar auf Anweisung der Staatsanwaltschaft.
Es gibt in Deutschland nur zwei Berufsfachschulen, die eine schulische Ausbildung im sektionstechnischen oder präparationstechnischen Bereich anbieten. Beide Ausbildungen haben einige Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede im Ablauf.
In Bochum gibt es die einzige staatlich anerkannte Ausbildungsstätte und zwar am Walter-Gropius-Berufskolleg. Nach der Ausbildung bist du Staatlich geprüfter Präparationstechnischer Assistent oder Staatlich geprüfte Präparationstechnische Assistentin in einem von drei Schwerpunkten: Medizin, Biologie oder Geowissenschaften. Die Azubis belegen die allgemeinbildenden Fächer in der Berufsfachschule zusammen und erlernen dann einzeln das jeweilige Wissen ihres Schwerpunktes. Die Ausbildung kann drei Jahre dauern (mittlere Reife) oder zwei Jahre (mit Fachhochschulreife). Am Ende folgt ein Praktikum von mindestens acht Wochen. Die Ausbildung muss nicht selbst bezahlt werden.
Kurz und knapp:
In Berlin kannst du eine ähnliche Ausbildung machen, die aber einen anderen Namen hat. Hier muss dazu gesagt werden, dass der Schwerpunkt Medizin die meisten inhaltlichen Überschneidungen hat. Die Ausbildung zum Medizinischen Sektions- und Präparationsassistenten oder zur Medizinischen Sektions- und Präparationsassistentin ist eine landesrechtlich geregelte Ausbildung an der Schule für Medizinische Sektions- und Präparationsassistenz am Berliner Bildungscampus für Gesundheitsberufe. Sie dauert ein Jahr und führt zu einer staatlichen Abschlussprüfung. Die Ausbildung beinhaltet einen sechsmonatigen Lehrgang aus Theorie und Praxis sowie ein sechsmonatiges Berufspraktikum, das in der Regel an der Berliner Charité stattfindet. Es ist mindestens ein erweiterter Hauptschulabschluss nötig und du musst diese Ausbildung selbst bezahlen.
Kurz und knapp:
Während deiner Ausbildung lernst du viele theoretische Inhalte aus den Bereichen Anatomie, Physiologie und Biologie. Dazu kommen je nach Schwerpunkt auch Themen wie Krankheitslehre, Rechtsmedizin oder Geologie. Auch praktische Fächer gehören zur Ausbildung, wie zum Beispiel Präparation, Obduktion, Tierpflege und Laborarbeit. Im Berufspraktikum werden alle Kenntnisse angewendet und praktische Erfahrungen gesammelt. Man erhält einen Einblick in die Arbeitsmethoden und die Organisation des jeweiligen anatomischen, pathologischen, biologischen, gerichtsmedizinischen oder geologischen Instituts.
Mögliche Lerninhalte:
Für die Ausbildungen in Bochum und in Berlin gibt es unterschiedlichen Voraussetzungen.
Ausbildung zum Präparationstechnischen Assistenten (Bochum) | Ausbildung zum Medizinischen Sektions- und Präparationsassistenten (Berlin) |
mittlerer Abschluss/Realschulabschluss oder (Fach-)Hochschulreife | erweiterter Hauptschulabschluss |
Mindestalter: 18 (nur Schwerpunkt Medizin) | Mindestalter: 18 |
- | Zugang nach Abschluss: Erlaubnis nach dem Gesetz über Medizinalfachberufe |
möglich: ärztliches Attest, Führungszeugnis | möglich: ärztliches Attest, Führungszeugnis |
Du brauchst darüber hinaus auch wichtige charakterliche Eigenschaften, um in dem Bereich arbeiten zu können.
Die Ausbildungen zum Präparationstechnischen Assistenten sowie zum Medizinischen Sektions- und Präparationsassistenten sind schulische Ausbildungen und werden nicht vergütet.
An öffentlichen Schulen ist die Ausbildung in der Regel kostenfrei, an privaten Schulen muss du die Ausbildung selbst bezahlen. Es kann sein, dass es Aufnahme- und Prüfungsgebühren oder Lehrgangsgebühren gibt.
Es können außerdem zusätzliche Kosten für Bücher, Berufskleidung und Lernmaterial entstehen. Wohnst du weiter von den Fachschulen in Bochum oder Berlin weg, dann kommen möglicherweise weitere Kosten für die Fahrt und Unterbringung auf dich zu. Es gibt jedoch auch Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung.
Ausbildung Bochum | Ausbildung Berlin |
kostenfrei | 4.800 Euro |
Nach der Ausbildung ist dein Gehalt davon abhängig, in welchem Bereich du arbeitest und wo sich deine Arbeitsstelle befindet. Oftmals arbeitet man in einer Einrichtung des öffentlichen Dienstes und wird nach Tarif bezahlt. In privaten Einrichtungen musst du dein Gehalt selbst aushandeln. Dein Gehalt liegt in der Regel zwischen 3.000 Euro und 3.400 Euro brutto im Monat. Mit mehr Berufserfahrung kann es auf bis zu 4.300 Euro ansteigen.
3.000-3.400 Euro brutto/Monat
(Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst der Länder (TV-L))
Anpassungsweiterbildung
Anpassungsweiterbildungen sind dafür gedacht, dein Fachwissen immer aktuell zu halten und bei Entwicklungen auf dem neusten Stand zu sein. Besonders in den Bereichen der Medizin und der Biologie sind solche Bildungsgänge enorm wichtig für die weitere Karriere.
Als Anpassungsweiterbildung kommen zum Beispiel Lehrgänge aus den Bereichen Medizinische Assistenz, Geowissenschaften oder sogar Museologie in Frage – je nachdem, in welche Richtung du deine Karriere lenken möchtest. Du kannst dich dafür bei verschiedenen privaten und staatlichen Bildungseinrichtungen bewerben – zum Beispiel bei der Industrie- und Handelskammer (IHK).
Studium
Nach deiner Ausbildung hast du viel Vorwissen, mit dem du nach deiner Ausbildung auch noch studieren kannst, wenn du das Abitur hast. Je nachdem, für welche Fachrichtung du dich in deiner Ausbildung entschieden hast, kannst du dich zum Beispiel für Biologie, Geologie, Paläontologie und sogar Humanmedizin einschreiben.
Weiterbildungen:
Studium:
Um dich für die Sektionsassistent-Ausbildung in Berlin oder für die Präparationsassistent-Ausbildung in Bochum zu bewerben, solltest du unbedingt die jeweiligen Zugangsvoraussetzungen erfüllen. Näheres findest du im Abschnitt „Voraussetzungen“.
Bringst du die geforderten Voraussetzungen mit, dann geht es an die Bewerbung. Du solltest wissen, dass die Plätze sehr begrenzt sind und deine Bewerbung umso mehr hervorstechen sollte, um dich von den Mitbewerbern abzuheben. Besonders wichtig ist es, gut zu begründen, warum du dich genau für diese Ausbildung interessierst. Denn es handelt sich hierbei um einen sehr speziellen Bereich, für den man ganz besondere charakterliche Anforderungen mitbringen musst. Konnte deine Bewerbung überzeugen, wirst du in der Regel zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen.
Einen Vorteil hast du, wenn du im Vorfeld schon mal ein Praktikum in einem ähnlichen Bereich gemacht hast, für den Schwerpunkt Medizin beispielweise in der Pathologie, beim Bestatter oder im Krankenhaus. Das zeigt, dass du keine Berührungsängste hast und schon abschätzen kannst, was auf dich zukommt. Ein gutes Motivationsschreiben ist ebenfalls hilfreich bei der Bewerbung.
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