Was haben Bergsteiger und Fahrstühle gemeinsamen? Beide wollen hoch hinaus, aber ohne die richtigen Seile würden sie ziemlich tief fallen. Mit der Ausbildung als Seiler sorgst du dafür, dass das nicht passiert. Darin lernst du nämlich, reißfeste Seile aus Naturfasern, Kunststoff und Metall für die unterschiedlichsten Zwecke anzufertigen – von millimeterdünnen Litzen für die Medizintechnik über strapazierfähige Schiffstaue bis hin zu dicken Trossen, an denen tonnenschwere Seilbahnen baumeln. Du hast Lust auf einen echten Drahtseilakt? Dann t(r)au dich und werd' Seiler!
In der Ausbildung zum Seiler beziehungsweise zur Seilerin lernst du, Seile anzufertigen. Viele, viele verschiedene Seile: Kletterseile für Alpinisten, Springseile fürs Bungeejumping, Lastenseile für Kräne, Drahtseile, die Gondeln tragen, Abschleppseile, Fahrstuhlkabel, Schiffstaue und etliche mehr. Je nach Einsatzgebiet müssen die Seile unterschiedliche Belastungen aushalten können und dafür aus bestimmten Materialien bestehen. Es gibt Seile aus Naturfasern wie Hanf, Flachs und Kokos, aus Kunstfasern wie Polyester und Polygan und aus Stahl und Metall. Manche Seile haben auch einen Metallkern und drum herum ein anderes Material, und für besonders massive Trosse werden sogar mehrere Seile miteinander verknüpft.
Der Aufbau eines Seils ist heutzutage der gleiche wie vor 2000 Jahren: Mehrere Fasern werden zu Fäden gesponnen, Fäden verdrehst du zu sogenannten Litzen, und aus mehrere Litzen wird dann ein Seil. Mittlerweile geschieht das aber vor allem maschinell, vor allem die Verseil- und Seilschlagmaschine kommt zu Einsatz. Und natürlich die Flechtmaschine, in die du einzelne Spulen von Fäden setzt. Da du immer mehrere Seile gleichzeitig herstellst, musst du immer auch mehrere Maschinen parallel im Blick haben. Dabei arbeitest du nach genauen Vorgaben: Je nach Material, der Zahl der eingesetzten Spulen und den Maschineneinstellungen hat so ein Seil unterschiedliche Eigenschaften, ist beispielsweise besonders reißfest oder reibungsresistent.
Handarbeit ist im Beruf des Seilers aber ebenfalls gefragt, beispielsweise, wenn du Ösen und Schlingen am Seil anbringst oder beim sogenannten Spleißen, dem dauerhaften Verflechten zweier Tauenden. Außerdem erlernst du auch das klassische Handwerk, Stricke per Hand aus Naturfasern zu knüpfen. Ob maschinell oder per Hand geknüpft: Am Ende prüfst du jedes Seil auf die Qualität und Belastbarkeit.
Aufgrund der Menge an Seilen, die du herstellst, kann der Job zugegebenermaßen manchmal etwas monoton sein. Dafür geht es für dich zwischendurch aber immer wieder auch auf Montage. Da du die Eigenschaften der Seile und Netze selbst am besten kennst, bringst du sie logischerweise häufig auch gleich an. In der Ausbildung als Seiler fertigst du außerdem nicht nur Seile, sondern auch Netze an. Bei einem Fischernetz musst du zum Beispiel wissen, in welchem Gebiet damit gefischt wird und welches Gewicht es ziehen muss. Das Lagern, Verpacken und Versandfertigmachen von Seilen und Netzen gehört ebenfalls zu deinen Aufgaben.
Die Ausbildung zum Seiler hat eine Ausbildungsdauer von drei Jahren und ist eine klassische duale Berufsausbildung. Das bedeutet, du arbeitest nicht nur im Betrieb, sondern besuchst auch eine Berufsschule. Dort lernst du verschiedene Knüpftechniken, Maschinen, Knoten, Spleiße und Seiltypen kennen, außerdem steht eine Menge Material- und Faserkunde auf dem Lehrplan. In deinem Ausbildungsbetrieb setzt du das Gelernte dann tatkräftig um. Passende Ausbildungsplätze findest du bei Seilerei- und Konfektionsbetrieben, in Spinnereien und Nähgarnherstellern.
Um Seiler zu werden, ist ein Hauptschulabschluss ausreichend. Auf jeden Fall solltest du zumindest Grundkenntnisse in Mathe und Physik mitbringen, schließlich musst du die Länge und den Durchmesser berechnen können, die zu der anstehenden Belastung eines Seils passen. Daneben solltest du für die Handarbeit handwerkliches Geschick und für den Umgang mit Maschinen technisches Verständnis mitbringen.
Daneben solltest du kein Problem mit lauten Geräuschen haben, denn in den Werkstätten geht es nicht gerade wie in einer Bibliothek zu. Außerdem solltest du kein Problem damit haben, im Stehen zu arbeiten – andernfalls hängst du schon nach wenigen Stunden in den Seilen.
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