Mozart nannte sie die Königin unter den Instrumenten: die Orgel. Nicht nur wegen der majestätischen, gewaltigen Klänge, mit denen sie Kirchen, Kathedralen und Konzertsäle füllt, sondern auch, weil bei ihrem Spiel beide Hände und beide Füße gleichzeitig im Einsatz sind. Die Orgel gilt daher als das am schwierigsten zu spielende Instrument überhaupt. Doch nicht nur ihr Spiel ist eine Meisterleistung, sondern auch ihre Herstellung. Und um genau die geht es in der Ausbildung zum Orgelbauer. Lass dich von uns einstimmen auf diesen traditionsreichen Handwerksberuf, in dem du auch musikalisch-kreativ gefordert wirst!
Info: Der Beruf Orgel- und Harmoniumbauer hat 2019 eine neue Ausbildungsordnung erhalten. Damit wurde die Ausbildung auch umbenannt: Sie heißt jetzt nur noch Orgelbauer, weil das Instrument Harmonium einfach nicht mehr gebaut wird. Mit der Neuordnung wurde der Beruf an aktuelle technische Anforderungen angepasst, zum Beispiel im Bereich der elektronisch gesteuerten Orgelsysteme. Die beiden bisherigen Fachrichtungen "Orgelbau" und "Pfeifenbau" bleiben bestehen.
In der Ausbildung als Orgelbauer lernst du, Orgeln zu bauen, zu reparieren, zu restaurieren und zu stimmen. Dabei erwartet dich das volle Handwerk-Rundum-Pake. Der Orgelbau wird aber auch von der Digitalisierung beeinflusst: Geschult wird zum Beispiel auch der Umgang mit CNC-gesteuerten Maschinen. Du arbeitest mit verschiedene Materialien, neben dem Hauptwerkstoff Holz auch Metall, Kunststoff und Leder, du fertigst sämtliche Einzelteile wie Holzpfeifen, Zungenregister und Pedalobertasten an und baust das Instrument schließlich zusammen. Große Holzbretter verarbeitest du zu einem Pfeifenstock, du verleimst Seitenteile fürs Gehäuse, beizt, grundierst und lackierst die Oberflächen und hantierst mit Säge, Hammer, Hobel-, Schleif- und Fräsmaschine. Bei jedem Schritt arbeitest du dabei streng nach einem Konstruktionsplan.
Sind alle Einzelteile angefertigt, prüfst du sie auf ihre Qualität. Mit einem Stimmgerät stellst du zum Beispiel sicher, dass die Orgelpfeifen den richtigen Ton ausspucken. Anschließend baust du die Orgel soweit zusammen, dass sie sich noch transportieren lässt. Denn nun wird sie dorthin gebracht, wo sie letztendlich stehen soll – zum Beispiel in einer Kirche oder einem Konzertsaal – und vor Ort montiert. Danach muss sie noch so gestimmt werden, dass der Klang zur Akustik der Umgebung passt. Das übernimmt aber in der Regel ein spezialisierter Intonateur. Mit einem Harmonium bekommst du es übrigens fast nur bei Restaurationsarbeiten zu tun, die orgelähnlichen Harmonien werden nämlich kaum noch gebaut.
Im dritten Jahr deiner Ausbildung entscheidest du dich dann zwischen den beiden Fachrichtungen Orgelbau und Pfeifenbau. Im Orgelbau spezialisierst du dich vollständig auf den Bau von Gehäuseteilen, das Anfertigen von Trakturteilen und das Montieren von Orgeln am Aufstellungsplatz. In der Fachrichtung Pfeifenbau stellst du dagegen Platten für Metallpfeifen her, wofür du erst Metall zu Legierungen schmilzt und hinterher die Platten gießt. Außerdem lötest du die Pfeifen zusammen und schneidest Öffnungen für den Luftstrom ins Metall.
Als klassische duale Berufsausbildung führt dich die dreieinhalbjährige Ausbildung als Orgelbauer zu gleichen Teilen in die Werkstatt und in die Berufsschule. Ausbildungsplätze findest du bei handwerklichen und industriellen Orgel- und Harmoniumbauern, Herstellern von Spieltischen, Klaviaturen und Orgelteilen sowie Restaurierungswerkstätten. Im Betrieb erwarten dich dann neben der Holzverarbeitung auch Aufgaben aus den Bereichen Elektronik und Mechanik. Du arbeitest nämlich auch mit mechanischen und elektrischen Trakturen (so nennt man die Verbindungen zwischen Tasten und Pfeifenventilen).
In der Berufsschule lernst du dagegen unter anderem die Geschichte des Musikinstrumentenbaus kennen, bekommst beigebracht, wie du Instrumente stimmst und Maschinen wie Tischkreissägen oder Schleifmaschinen bedienst und lernst die Beschaffenheit der verschiedenen Werkstoffe kennen. Wie du Orgeln entwirfst, Konstruktionspläne liest und Kosten berechnest, steht auch auf dem Lehrplan. Der Berufsschulunterricht findet dabei immer blockweise statt. Da es nur sehr, sehr wenige Berufsschulen für diese Ausbildung in Deutschland gibt, kannst du dich darauf einstellen, immer mal wieder für mehrere Wochen am Stück weit von zu Hause entfernt zu verbringen. Die Anfahrts- und Unterbringungskosten übernimmt aber natürlich dein Betrieb.
Neben Werkstatt und Berufsschule findest du dich häufig auf Außeneinsätzen wieder – und das nicht nur, wenn die angefertigten Orgeln angeliefert und aufgebaut werden. Tatsächlich stellt so ein Betrieb durchschnittlich nur zwei bis drei neue Orgeln pro Jahr her. Viel Zeit geht daneben für Umbauten, Reparaturen, Wartungen, Reinigungen und Restaurierungen drauf.
Orgelspielen musst du nicht können, um Orgelbauer zu werden. Es reicht, wenn du ein musikalisches Gehör hast und einschätzen kannst, ob ein Instrument einen sauberen Klang erzeugt. Nur, wenn du dich später zum Intonateur spezialisieren, also hauptsächlich Instrumente stimmen willst, musst du selbst in die Tasten hauen können.
Viel wichtiger ist, dass du die nötigen handwerklichen Fähigkeiten mitbringst, um mit Säge & Co. umgehen zu können. Daneben solltest du wissen, dass Orgelbauer immer wieder schwere Lasten tragen müssen, beispielweise wenn größere Bauteile zum Aufbauort geschleppt werden. Zudem solltest du kein Problem mit Staub und Lärm haben, die in der Werkstatt deine ständigen Begleiter sind. Und nicht zuletzt musst du eine große Sorgfalt mitbringen. Schließlich muss jedes Detail stimmen, damit ein Instrument am Ende so klingt, wie es klingen soll, und die Teile sollten am Ende auch zusammenpassen.
Ein besonderer Schulabschluss wird meistens nicht verlangt. Fast 90 Prozent aller Orgel-Azubis haben aber mindestens die Realschule besucht. Auf jeden Fall überzeugst du, wenn du gute Noten in Mathematik, Physik und Musik vorzeigen kannst.
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