Puh, ganz schön heiß! Der Beruf des Glasbläsers beziehungsweise des Glasmachers ist eine hitzige Angelegenheit und ein Spiel mit dem Feuer. Durch das Erhitzen von Glas bringst du es zum Schmelzen, um so verschiedene Formen und Gegenstände, wie beispielsweise Vasen, zu erzeugen. Das Glasblasen hat eine jahrhundertelange Tradition und erfordert sehr viel Erfahrung. In der Berufsausbildung wirst du also sehr viel üben müssen, wobei du dich vielleicht auch mal verbrennst und sicherlich das ein oder andere Glas zu Bruch gehen wird. Mit unseren Informationen verbrennst du dir aber nicht die Finger, denn wir servieren dir alles Wichtige kalt. Hier erfährst du, ob du dich als Glasbläser eignest oder ob du lieber nach einem anderen Ausbildungsplatz Ausschau halten solltest.
Die Ausbildungen zum Glasbläser und zum Glasmacher verlaufen beide dual und dauern drei Jahre. Du musst also neben deinem Betrieb auch die Berufsschule besuchen. In Sachen Ausbildungsinhalt und auch bei den Tätigkeiten ähneln sich die beiden Ausbildungsberufe, grundsätzlich lassen sie sich aber so unterscheiden: Glasmacher produzieren eher große und schwere Glasprodukte und Glasbläser eher kleine, filigrane Hohlglasprodukte. Da es für beide Ausbildungsberufe nicht sehr viele Azubis gibt, findet der Unterricht für Schüler aus mehreren Bundesländern teilweise in zentralisierten Fachklassen statt. Dementsprechend gibt es auch nicht sehr viele Ausbildungsplätze.
Die Glasbläser aus den neuen Bundesländern besuchen die Berufsfachschule Glas in Lauscha im Landkreis Sonnenberg (Thüringen). Für die Glasmacher gibt es einmal das staatliche Berufsschulzentrum in Ilmenau (Thüringen) und zum anderen die Glasfachschule im bayrischen Zwiesel. In Zwiesel triffst du auf zahlreiche Azubis aus anderen glasverarbeitenden Bereichen, beispielsweise Glasveredler oder Verfahrensmechaniker für Glastechnik. Doch keine Angst, die zentralisierten Fachklassen bedeuten vielleicht einen langen Anfahrtsweg für dich, dafür findet der Unterricht blockweise statt. Du bist also immer mehrere Wochen am Stück in einer der Berufsschulen und danach wieder für längere Zeit im heimischen Ausbildungsbetrieb. Bereits ab dem ersten Ausbildungsjahr stehen neben allgemeinen Fächern wie Deutsch oder Sozialkunde auch fachspezifische Lernfelder, zum Beispiel Werkstoffkunde oder Glastechnik, auf dem Stundenplan. Du lernst unter anderem die unterschiedlichen Glassorten kennen, wie man Glasartikel überhaupt herstellt oder wie man sie bearbeiten kann.
Im Betrieb darfst du dann selbst Hand – oder besser gesagt Mund – anlegen. Das Blasen des Glases ist eine hohe Kunst und erfordert sehr viel Übung und Erfahrung, die du durch die praktische Mitarbeit aber schnell erlangen wirst. In diesem Handwerk lernst du unter anderem, wie man Glas färbt, was es allgemein bei der Herstellung zu beachten gibt und wie man verschiedene Gegenstände wie Vasen, Gläser oder Schalen herstellt. Für die Massenproduktion werden längst Maschinen eingesetzt, zum Beispiel für die Herstellung von Glasröhren. Doch keine Maschine der Welt kann es mit dem Können eines erfahrenen Glasbläsers oder einer Glasbläserin aufnehmen. Jedes Produkt ist ein Unikat, keines gleicht dem anderen – das ist eben das Merkmal der Glasmanufaktur.
Bei den Glasbläser-Azubis gibt es außerdem die Besonderheit, dass sie sich im dritten Ausbildungsjahr auf einen Fachbereich spezialisieren. Neben der eher allgemeinen Fachrichtung Glasgestaltung gibt es noch die etwas ausgefalleneren Vertiefungen Christbaumschmuck und Kunstaugen. Kunstaugen?! Ja, es handelt sich tatsächlich um die Herstellung von Glas-Kunstaugen, die beispielsweise Patienten eingesetzt werden, denen ein Auge fehlt. Die Kunstaugen-Hersteller nennen sich Ocularisten und stellen die Glasprodukte nicht nur her, sondern passen diese auch auf die Bedürfnisse des Patienten an. Da du als Ocularist viel Kundenkontakt hast, sind bei dieser Fachrichtung natürlich Fähigkeiten wie Einfühlungsvermögen erwünscht. Deshalb wehren sich die Ocularisten auch dagegen, mit den anderen Glasmacher-Berufen, die doch sehr handwerklich geprägt sind, in einen Topf geworfen zu werden.
Wie bereits erwähnt, unterscheiden sich die beiden Berufsgruppen in manchen Teilen: Stellenangebote als Glasmacher findest du unter anderem in großen Glashütten. Dort arbeitest du in Teams von bis zu fünf Leuten – die Produktion ist also Teamarbeit. Dein späterer Arbeitsalltag in diesem Beruf hängt stark davon ab, ob du in einem industriellen Großbetrieb tätig bist oder dich ein kleines handwerkliches Unternehmen eingestellt hat, wo du mehr allein arbeitest. Als Glasbläser musst du dich beispielsweise in Glasbläserwerkstätten zurechtfinden, die sich auf deine Fachrichtung spezialisiert haben. Ein weiterer Unterschied ist dein Arbeitswerkzeug. In einem handwerklichen Betrieb arbeitest du als Glasbläser an einem offenen Brenner, der sogenannten Lampe. In einer Glashütte hingegen werden größere Produkte von Glasmachern hergestellt, weshalb Schmelzöfen benötigt werden und dich täglich der Umgang mit einer Glasmacherpfeife erwartet. Im Handwerk bist du nicht immer an bestimmte Vorgaben gebunden, weshalb du deine Kreativität freier ausleben kannst. Du hast beispielsweise die Möglichkeit, Tierplastiken oder Schalen nach eigenen Entwürfen herzustellen.
Für die Ausbildung zur Glasbläserin oder zur Glasmacherin solltest du einen Hauptschulabschluss mitbringen. Neben den handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten ist auch deine körperliche Fitness wichtig. Bei der Arbeit wirst du sehr viel stehen und die Glasmacherpfeife mit dem glühenden Glasballon kann schon mal über 20 Kilogramm auf die Waage bringen – da ist Muskelkraft genauso gefragt wie eine starke Lunge. Durch das ständige Spiel mit dem Feuer bist du immer wieder großer Hitze ausgesetzt, was du abkönnen musst – die Glasbläserei ist also nichts für hitzeempfindliche Menschen. Generell solltest du sehr belastbar sein, da insbesondere in den Glashütten Schichtarbeit die Regel ist. Das Glas wird beispielsweise von 20 Uhr bis 3 Uhr morgens in der Früh eingeschmolzen, ehe die Glasmacher ans Werk gehen. Dieses Vorgehen hat große Tradition: Früher nutzten die Glasmacher nämlich die kalten Nachtstunden für ihre schweißtreibende und hitzige Arbeit. Wie du in diesem Beruf traditionsgemäß aufsteigen kannst, verraten wir dir im Karrierepfad. So viel aber vorab: Um Glasmeister zu werden, hast du sogar zwei Weiterbildungsmöglichkeiten.
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