Wie gefällt dir die Ausbildung bei deiner Firma?
Fielmann achtet auf eine gründliche Ausbildung. Pro Ausbildungsjahr sind 2 Wochen pure Werkstattzeit in einer der Lehrwerkstätte in Deutschland geplant, da bekommt man auch mal von anderen Ausbildern noch Input. Sonst ist die Ausbildung vom genauen Betrieb und den Ausbildern da abhängig. Ich hatte sehr nette Kollegen, musste aber mich oft selbst darum kümmern, dass mir bestimmte Inhalte beigebracht und erklärt wurden.
Insgesamt gabs immer sehr viel zu tun, teilweise wars auch sehr stressig. Das Team war eigentlich groß genug, aber wenn dann doch ein paar Mitarbeiter fehlen, kann es schon sein, dass man den ganzen Tag an der Kasse steht.
Handwerkliches Arbeiten wird eher klein geschrieben, den Großteil der Brillen hat bei uns ein einziger Mitarbeiter gefertigt. Viel kommt fertig oder fast fertig aus der Produktion. Richten und Reparieren ist so das Einzige wirklich handwerkliche was man regelmäßig macht. In der Ausbildung lernt man alle Grundlagen, die man danach aber gar nicht mehr anwendet, weil man zu 99% im Verkauf ist und berät.
Die Berufsschulzeit ist je nach Bundesland anders, Berlin hat pro Woche 1,5 Tage (Ein langer und ein kurzer (von 8 bis 12 Uhr, danach muss man meist arbeiten gehen)) Berufsschule, Brandenburg z.B. hat Blockunterricht, also 3 Wochen Schule und dann Wochen im Betrieb.
Die Arbeitszeiten waren bei mir 10 Stunden pro Tag (1 Stunde Pause eingerechnet) von 9 bis 19 Uhr. Dafür gab es pro Woche einen kurzen Tag von 9 bis 14 Uhr. In Center gibt es tendenziell immer längere Arbeitszeiten (z.B. bis 21 Uhr) und die Möglichkeit, dass man auch mal Sonntags arbeiten muss.
Wie gefällt dir dein Ausbildungsberuf?
Ich liebe den Beruf und habe die Ausbildung auch noch um ein Studium ergänzt. Das ist mit und ohne Abi möglich, dauert ca. 3 1/2 Jahre und danach ist man auf dem gleichen Qualifikationslevel wie ein Meister, kann aber ggf. sogar noch mehr, weil man mehr medizinisches Hintergrundwissen hat. Also gibt es viele weitere Fortbildungsmöglichkeiten.
Wer gerne mit Menschen arbeitet und keinen reinen Verkaufsberuf lernen möchte, ist hier richtig. In kleinen Betrieben besteht eher die Möglichkeit, dass man Verkauf und Werkstatt machen kann. Bei großen Filialisten wird es immer eher der Verkauf sein. (Manche Filialisten haben gar keine richtige Werkstatt)
Mein liebster Teil ist der Sehtest (lernt man aber erst nach der Ausbildung) und den Menschen zu helfen, wieder gut zu sehen. Viele sind immer sehr dankbar, besonders wenn man später mit etwas Erfahrung auch die komplizierten Fälle lösen kann.
Das größte Manko sind die Arbeitszeiten und die Bezahlung. 2 x pro Monat Samstagsarbeit ist eigentlich überall nötig, vielleicht sogar mehr.
2021 wurde mir nach abgeschlossener Ausbildung 2.100€ brutto angeboten. Das war zu dem Zeitpunkt der Standard, aber in meinen Augen zu wenig. Gerade wegen langen Arbeitstagen, schlechten Zeiten und manchmal auch anstrengenden Kunden wird einfach zu wenig bezahlt. Das fängt in der Ausbildung an und geht leider so weiter. Mit Jahren an Erfahrung wird es irgendwann etwas mehr, aber gerade bei Filialisten nie besonders viel, auch als Meister nicht. Aber wer vielleicht seinen eigenen Laden aufmachen / übernehmen will, hat in den nächsten 15 Jahren die besten Chancen genau dies zu tun, da viele Ladenbesitzer 55+ Jahre alt sind.