Das ist meine zweite Ausbildung. Die erste war Hotelfachfrau, in dem Beruf konnte ich aber nicht weiterarbeiten, da ich alleinerziehende Mutter bin und sich das mit den Arbeitszeiten nicht vereinbaren ließ. Ich habe zwei Kinder und die kann ich schlecht sich selbst überlassen. Ich musste mir also etwas Neues überlegen. Erst wollte ich eine Umschulung machen, aber die sind in der Regel kürzer als reguläre Ausbildungen. Das dann auch noch in Teilzeit zu verpacken war mir dann zu viel. Teilzeit bedeutet nämlich nicht, dass sich der Ausbildungszeitraum an sich verlängert. Deswegen mache ich eine klassische, dreijährige Ausbildung, nur eben mit einer reduzierten Stelle.
Meine Stelle ist auf 75 Prozent reduziert. Das bedeutet, dass ich rund sechs Stunden am Tag arbeite. Dadurch verdiene ich auch etwas weniger, aber von einer Ausbildungsvergütung alleine lässt sich eine Familie ohnehin nicht ernähren. Dafür gibt es von der Arbeitsagentur aber Berufsausbildungsbeihilfen und Zuschüsse, für Fahrtkosten und Bücher zum Beispiel. Davon abgesehen finde ich es aber ohnehin schon toll, dass es Ausbildungen in Teilzeit überhaupt gibt. Auch wenn meine Kinder acht Stunden am Tag betreut sind, muss ich sie ja immer noch hinbringen und abholen und in den Betrieb fahren muss ich ja auch noch. Viele Alleinerziehende wissen nicht, dass es Teilzeitausbildungen gibt, weshalb sie dann in irgendwelchen Stellen landen, die sie sich gerade so zeitlich leisten können.
Naja, ich arbeite zwar Teilzeit, aber zur Schule gehe ich Vollzeit – und die Berufsschule fängt bereits um 7.30 Uhr an. Bei meinen Kindern beginnt der Unterricht erst um 8 Uhr. Das lässt sich eigentlich nicht vereinbaren und das war eine Sache, über die ich mir am Anfang am meisten Gedanken gemacht habe. Meine Ausbilderin hat mir aber die Angst genommen, nach dem Motto „Das sind Steine, die räumen wir aus dem Weg, wenn sie da sind.“ Ich habe jetzt eine Sondergenehmigung, dass ich später kommen kann, aber den Stoff muss ich natürlich nachholen. Es wird toleriert von der Schule, aber ich finde, sie könnten da noch flexibler sein. Außerdem ist das mit dem Lernen so eine Sache. Das kann ich eigentlich nur, wenn die Kinder im Bett sind. Das ist schwierig. Im Betrieb habe ich aber bisher nie negatives Feedback erhalten.
Ein Arbeitgeber kann in der Regel keine Kinder gebrauchen. Das ist leider eine Tatsache, aber auch eine Frage der Einstellung. Der eine Arbeitgeber ist familienfreundlich, der andere nicht. Bei der Deutschen Welle habe ich nur positives Feedback bekommen. Schon mehrfach hatte ich die Kinder mit, wenn die Betreuung ausfiel - da wird immer vollstes Verständnis für aufgebracht. Ich habe hier auch schon andere Kollegen gesehen, die ihre Kinder mitnehmen. Das ist ja auch spannend für die Kids. Klar sollte man vorher fragen, das gebietet alleine schon die Höflichkeit. Angst braucht man da keine zu haben. Die Deutsche Welle wirbt mit dem Slogan „Wir sind familienfreundlich“ und die halten dann auch ihr Wort.
Ich habe erst ein sechswöchiges Praktikum gemacht. Das hat mir direkt gefallen. Mich zu bewerben habe ich aber etwas hinausgezögert. Ich wollte erst noch einige andere Bereiche sehen und das Berufsbild besser kennenlernen. Und ich wollte auch wissen: Wo arbeite ich da? Lässt sich das überhaupt vereinbaren oder muss ich ein schlechtes Gewissen haben, wenn ich die Kinder mitbringe? Als ich mich dann gegen Ende meines Praktikums für das kommende Ausbildungsjahr beworben habe, waren sie mir sehr zugetan. Heute habe ich habe viel mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu tun und ich habe immer das Gefühl, dass ich ihnen helfen kann. Ich bin sehr Service-orientiert, das kommt noch von meinem alten Beruf. Früher habe ich den Gästen geholfen, heute mache ich jemanden glücklich, wenn der PC funktioniert. Das macht mir Spaß.
Ich bin das typische Beispiel dafür, dass man unabhängig vom Geschlecht in jedem Beruf arbeiten kann und dass das vollkommen in Ordnung ist. Bei der Berufsberatung wurde ich gefragt, was ich denn gut kann. Da habe ich gesagt: „Ich kann zwar nicht mit zehn Fingern tippen, aber ich kann Ihnen einen Computer zusammenbauen.“ Ich bin technisch etwas versierter als andere Leute. Da hat die Beraterin gesagt, dass in MINT-Berufen Frauen händeringend gesucht werden, gerade weil es da einfach zu wenig Frauen gibt. Jetzt bin ich in meiner Berufsschulklasse die einzige Frau, aber ein Thema ist das nicht. Und im Betrieb ist das sowieso egal. Bei der Deutschen Welle wird jeder als Individuum akzeptiert. Egal welche Nationalität – die Deutsche Welle ist ein sehr internationales Haus -, egal ob mit oder ohne Kinder und natürlich egal, ob Frau oder Mann.
Als Fachinformatiker sollte man natürlich Freude an der Technik haben. Vielseitigkeit und ein aufgeschlossenes Wesen haben mir bisher immer weitergeholfen. Falls es doch mal Schwierigkeiten gibt, hier gibt es tolle Ausbilder die einem die Hand reichen. Das finde ich super.
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