ODER
Der Wunsch zu heilen
„Ich wollte auf jeden Fall etwas im medizinischen Bereich machen, was mit meiner langen Krankheitsgeschichte zu tun hat“, sagt Angelina Trautner. Die 22-Jährige hat seit ihrer Leukämieerkrankung als Jugendliche einige Behandlungen bei Ärzten und in Krankenhäusern mitgemacht. So lernte sie lange Zeit den medizinischen Alltag aus der Patientensicht kennen. „Nun aber möchte ich endlich selber Menschen helfen, die krank sind.“ Ihre Patienten sind in erster Linie Soldaten aus der Luftwaffenkaserne in Köln-Wahn, die schon in den frühen Morgenstunden auf ihre Termine warten. Angelina Trauter ist als Auszubildende zur Medizinischen Fachangestellten im zweiten Lehrjahr anfangs vor allem für die verwaltungstechnische Betreuung der Patienten zuständig. „Ich telefoniere viel, vergebe Termine, kümmere mich um die Akten der Patienten und fülle Rezepte aus“, sagt Trautner. Um die Soldaten richtig aufzurufen, paukt die Zivilangestellte der Bundeswehr zu Hause Dienstgrade. Ein Hauptfeldwebel soll ja auch im Sanitätszentrum der Bundeswehr als Hauptfeldwebel angesprochen werden, findet Trautner. Sie macht das freiwillig, vorgegeben wurde ihr das nicht.
Ein neues Umfeld
„Die Bundeswehrwelt ist mittlerweile völlig normal für mich. Hier kommt jeder mit jedem klar, Soldat mit Zivilist und umgekehrt. Das ist wirklich sehr schön“, sagt junge Auszubildende vom Bundeswehr-Dienstleistungszentrum in Köln. Auch ansonsten gibt es keine großen Unterschiede zur Welt vor dem Kasernentor. Grippe und Rückenschmerzen sind auch hier die häufigsten Krankheiten, der Arbeitsablauf gleicht dem einer zivilen Hausarztpraxis und auch der Umgangston ist ganz normal und überhaupt nicht streng militärisch. „Mittlerweile ist es eher komisch zu meinem Hausarzt zu gehen und keine Uniformen zu sehen“, sagt Trautner.Dabei war es für die junge Frau eher ein glücklicher Zufall, dass sie in der Bundeswehr landete. Bei der Jobbörse der Arbeitsagentur für Arbeit entdeckte sie zufällig die vielen Ausbildungsmöglichkeiten der Bundeswehr. „Sofort klickte ich mich danach durch die Webseite ‚ziv.bundeswehr-karriere.de‘ und bewarb mich umgehend bei der Bundeswehr. Ich hatte dann nicht nur das Glück, dass ich genommen wurde, sondern auch nicht weit von meiner Heimat in Leverkusen zu arbeiten“, erinnert sich Angelina Trautner.
Mensch im Mittelpunkt
Ihr erster Tag war natürlich etwas komisch. Die Kaserne in Köln-Wahn ist unglaublich groß mit Sportplatz, Kindertagesstätte und dem militärischen Teil des Flughafens Köln-Bonn. Zuerst musste sie das Sanitätszentrum finden. Wie immer in den ersten Tagen bekommt man dann noch viel erklärt, beispielsweise welche Aufgaben man hat. Da dachte ich schon: „Oh, mein Gott, ist das viel.“ Aber mit den Wochen relativiert sich das. Mittlerweile gefällt es ihr im Sanitätszentrum sehr gut. Jeder Tag ist spannend, weil sie nie weiß, was für Patienten mit welchen Beschwerden auftauchen. Im zweiten Lehrjahr wechselt Trautner dann in die Ambulanz, „wo ich dann auch mehr mit der Versorgung der Patienten zu tun haben werde. Endlich beginnt dann die Praxis.“ Anstelle der Arbeit mit den Patientenakten geht es dann an‘s Blutdruck messen, Blut abnehmen, impfen und Wunden behandeln. Trautner freut sich sehr auf die Ambulanz und erklärt: „Am Ende des Tages habe ich schon jetzt immer ein gutes Gefühl, weil wir den Menschen helfen können.“
Da geht noch was
Neben der sehr guten praktischen Ausbildung im Sanitätszentrum wird sehr viel Wert auf die schulische Ausbildung gelegt. Ab und zu muss Trautner ihr Berichtsheft ihrem Ausbildungsleiter, einem Oberfeldarzt vorlegen. „Was aber kein Problem für mich ist, er spricht dann vieles mit mir gemeinsam durch. Sobald ich irgendwelche Probleme habe, kann ich dann auch jederzeit mit dem Oberfeldarzt darüber sprechen.“ Nach den drei Jahren der Ausbildung wäre es für Angelina Trautner „ein Traum, wenn ich nach meiner Ausbildung hier bleiben könnte. Ich würde, um bei der Bundeswehr zu bleiben, auch woanders hingehen. Ich bin da flexibel.“
Aufräumen mit Vorurteilen
Glück und Chance
Es begann in der Garage
Autos haben Kerstin Kokerbeck schon immer interessiert. Schon als Jugendliche bastelte sie in der Garage ihres Vaters an Autos herum. Meist waren Räder und Lampen zu wechseln. Abgeschaut hat sie sich das bei ihren Freunden, die in nahezu jeder freien Minute im Motorraum schraubten oder unter „der Karre“ lagen. Irgendwann war der jungen Frau das nicht mehr genug: „Ich wollte allen zeigen, dass ich es auch als Frau kann. Zudem suchte ich einen Beruf, bei dem man sich bewegen muss, nicht im Büro sitzt und in dem man ordentlich zu tun hat.“
Qual der Wahl: Soldatin oder Auszubildende?
Ihre Mutter brachte sie 2011 auf die Idee, es mal bei der Bundeswehr zu versuchen - ein sicherer Job, gute Bezahlung und geregelte Arbeitszeiten lockten. So bewarb sich Kerstin Kokerbeck als zivile Auszubildende und als Soldatin. Als Soldatin wollte sie die Feldwebellaufbahn bei den Panzergrenadieren einschlagen. Aber beim medizinischen Test kam heraus, dass sie nicht 3-D sehen kann und somit hätte sie in dieser Verwendung keinen LKW-Führerschein machen können. Also blieb ihr die zivile Ausbildung zur KFZ-Mechatronikerin. Hier klappte es. Innerhalb von drei Monaten hatte sie den Platz in der Ausbildungswerkstatt in Munster in der Tasche.
Schweres Gerät
Im ersten halben Jahr ging es bei der Grundlagenausbildung gleich zur Sache: Metallbearbeitung, Elektrik, Hydraulik und Pneumatik sowie Fahrzeugsysteme. „Dass hier Frauen an Motoren und Getriebe hantieren, ist vollkommen normal“, sagt Kokerbeck. Mittlerweile repariert sie in ihrem zweiten Ausbildungsjahr im Rahmen eines Ausbildungspraktikums bei der Truppeninstandsetzung den „Spähwagen Fennek“ und den „LKw Wolf“. Von 7:30 bis 16 Uhr arbeiten die Auszubildenden in Zweier-Teams an den Fahrzeugen, an denen die Auftragszettel hängen. Vom Radwechsel bis zur Zylinderkopfreparatur ist alles dabei. „Ich habe überhaupt kein Problem damit, wenn mir mal ein Fingernagel abbricht oder ich mich beim Ölwechsel schmutzig mache. Das gehört dazu, denn auch Frauen können Autos reparieren“, sagt die 25-Jährige. Wie in einer normalen Werkstatt müssen Kokerbeck und die anderen 11 Auszubildenden des 2. Ausbildungsjahres Termine einhalten. Schließlich werden die Fahrzeuge draußen wieder von den Soldaten gebraucht. So schnell es eben geht.
„Kannste mal mein Auto reparieren?“
Ihre Familie und Freunde sind begeistert. Sie finden es cool, dass sie in der Kaserne arbeitet und bald ihre Autos reparieren kann. „Schon jetzt kommen einige vorbei und fragen, ob ich dies oder jenes mal reparieren kann. So richtig loslegen werde ich aber erst, wenn wir im dritten Ausbildungsjahr anfangen in die Tiefen der Fahrzeugelektronik einzutauchen. Die Ausbildungswerkstatt hat dafür moderne zivile Ausbildungsfahrzeuge, an denen man intensiv die Diagnose und Instandsetzung von CAN-Bus-Systemen und anderen Fahrzeugsystemen ausbilden kann. Schließlich sind alle Autos voll davon“, erzählt Kokerbeck. Bundeswehr und Kerstin Kokerbeck, diese Kombination scheint also gut zu passen, denn nach ihrer erfolgreich abgeschlossenen KFZ-Mechatronikerin-Ausbildung würde sie gerne in Munster bleiben. Oder wenn es richtig gut läuft an ihren Wohnort nach Bergen wechseln. Auch dort gibt es einen Bundeswehrstandort. Ihr großes Ziel wäre es dann noch, den KFZ-Meister zu machen.
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