Jeder Mensch hat die Chance auf eine coole Ausbildung – das gilt selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung. Je nach Art und Grad der Behinderung gibt es zwar ein paar Einschränkungen bei der Wahl des Ausbildungsberufs, aber grundsätzlich gibt es für jeden eine passende Ausbildung. Die Anforderungen des Berufsalltags müssen einfach mit den eigenen Fähigkeiten zusammenpassen. Hier gibt’s alle Infos zum Thema Ausbildung mit Behinderung.
Welche Ausbildung du mit Behinderung machen kannst, kommt auf die Beeinträchtigung beziehungsweise auf den Grad der Behinderung an. Grundsätzlich wird zwischen drei verschiedenen Arten unterschieden: körperliche Behinderung, geistige Behinderung und seelische Behinderung. Jede Behinderung hat eine andere Auswirkung auf das Leben der Betroffenen – das hat dann natürlich auch Einfluss auf die Wahl der Ausbildung und den Berufsalltag.
Der sogenannte Grad der Behinderung (GdB) gibt an, wie schwer die körperlichen, geistigen oder seelischen Beeinträchtigungen sind. Der GdB reicht von 20 bis 100, wobei man ab einem GdB von 50 als schwerbehindert gilt – dann kannst du auch einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Aber Achtung: Der GdB ist unabhängig vom ausgeübten Beruf und heißt nicht automatisch, dass man für bestimmte Berufe nicht geeignet ist! Es kommt eben immer auf die Art der Beeinträchtigung an und wie stark diese Einfluss auf die Ausübung der Tätigkeiten hat.
Unter eine körperliche Behinderung fallen in erster Linie Einschränkungen des Bewegungsapparats. Dadurch fallen Ausbildungen und Berufe, die mit harter körperlicher Arbeit verbunden sind, weg. Aber es gibt viele andere coole Ausbildungen, die du mit einer körperlichen Behinderung machen kannst. Sitzt du zum Beispiel in einem Rollstuhl, bieten sich kaufmännische Ausbildungen im Büro an. Denn hier liegt dein Hauptarbeitsplatz eher am Schreibtisch. Trotzdem kommt es immer noch auf deine Behinderung an, welche Tätigkeiten du tatsächlich ausführen kannst.
Du weißt noch nicht, welche Ausbildung zu dir passt? Unser Berufscheck hilft dir dabei, das herauszufinden!
Bei einer geistigen Behinderung geht es um die sogenannten kognitiven Fähigkeiten. Man ist also vielleicht nicht dazu in der Lage, alles um einen herum problemlos wahrzunehmen. Einige Jugendliche mit einer solchen Behinderung können sich weiterhin selbstständig im Alltag und Unterricht zurechtfinden, andere brauchen mehr Unterstützung. Da gibt es dann spezielle Förderungen für lernbehinderte Menschen.
Frag dich am besten selbst, inwieweit deine Behinderung dich in deinem zukünftigen Arbeitsleben beeinträchtigen kann. Wenn deine Behinderung eher auf der sprachlich-kommunikativen Ebene liegt, wähle einen Ausbildungsberuf, der den Schwerpunkt eher im handwerklichen Bereich hat oder eine Ausbildung im Bereich Logistik. Vielleicht interessieren dich aber auch eher Bauberufe oder du bist gerne an der frischen Luft. Dann ist vielleicht eine Ausbildung zum Gärtner oder zur Landschaftsgärtnerin was für dich.
Eine seelische Erkrankung ist einer Person meist nicht so leicht anzusehen. Dazu zählen beispielsweise Depressionen, ADHS oder Burnout. Chronische Erkrankungen können auch physische Beschwerden auslösen. Auch da gibt es Unterschiede in den Beeinträchtigungen und es kommt auf den Grad der Behinderung an, wie der Ausbildungsplatz aussehen sollte. Eine hohe Arbeitsbelastung oder ein stressiger Arbeitsalltag sind da nicht immer das Beste für deine seelische Gesundheit. Natürlich kann es hier und da in jedem Betrieb stressig werden, aber es gibt eben Berufe, die von Natur aus ruhiger sind als andere.
Für Jugendliche mit psychischen Problemen bietet sich auch eine Teilzeitausbildung an. Das bedeutet, dass du wöchentlich eine reduzierte Arbeitszeit im Ausbildungsbetrieb und auch weniger Stunden in der Berufsschule hast.
Durch eine Ausbildung in Teilzeit verlängert sich in der Regel deine Ausbildungsdauer. Alles Wichtige dazu klärst du schon im Vorfeld deiner Ausbildung mit den Ausbildern vor Ort.
Wenn deine Behinderung nur ganz schwach ist, kannst du dich einfach normal um eine Ausbildung bewerben. Bei einer Behinderung, die dich etwas stärker einschränkt und du Unterstützung benötigst, könnten diese Ausbildungsformen etwas für dich sein:
Reha-Ausbildung:
Begleitete betriebliche Ausbildung (bbA):
Kooperative Ausbildung:
Integrative Ausbildung:
Fachpraktiker-Ausbildungen richten sich an behinderte Menschen, die einen besonders hohen Förderbedarf haben. Also an Personen die zum Beispiel wegen körperlichen Beschwerden oder Lernschwierigkeiten keine „normale“ Ausbildung machen können. Die Ausbildung wird für sie also stark vereinfacht. Am Ende der Ausbildung haben sie einen speziellen Fachpraktiker-Abschluss.
Bei guten Leistungen gibt es dann später die Möglichkeit, in einen regulären Ausbildungsberuf zu wechseln. Die Fachpraktiker-Ausbildungen gibt es übrigens in ganz vielen unterschiedlichen Bereichen: angefangen bei handwerklichen Berufen wie Maler und Lackierer über kaufmännische Büroberufe bis hin zu Berufen mit Tieren wie Pferdewirt oder Tierpfleger.
Der Übergang von der Schule ins Berufsleben ist auch für Jugendliche mit einer Behinderung ziemlich herausfordernd. Die ausbildungsvorbereitenden Maßnahmen der Bundesagentur für Arbeit bieten dir die Unterstützung, die du brauchst, um deine Stärken zu entdecken und dich fit für eine Ausbildung zu machen. Für diese Programme darfst du mindestens 25 Jahre alt sein. Sie helfen dir dabei, Hürden zu überwinden und erfolgreich ins Berufsleben zu starten. Dazu zählen:
Übrigens: Finanzielle Unterstützung in der Ausbildung wie die Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) gibt es selbstverständlich auch für Menschen mit Behinderung.
Ob du deine Behinderung direkt in deiner Bewerbung erwähnst, bleibt dir überlassen. Normalerweise bist du nämlich nicht dazu verpflichtet, das direkt im Anschreiben oder im Lebenslauf anzugeben. Es gibt aber Ausnahmen: Wenn die Behinderung entscheidenden Einfluss auf die Ausübung der Tätigkeiten hat, musst du es direkt in deinen Bewerbungsunterlagen erwähnen.
Wenn du im Anschreiben auf deine Behinderung eingehen möchtest, dann erklär einfach kurz, welche Beeinträchtigung du hast. Im Idealfall sind die Einschränkungen für die Tätigkeiten während der Ausbildung und im Berufsalltag unwichtig. Fokussier dich im Anschreiben eher auf die Fähigkeiten, die du richtig gut kannst – heb deine Stärken hervor, die für die Berufsausbildung wichtig sind. In einem Bürojob spielt es zum Beispiel meist keine große Rolle, ob du im Rollstuhl sitzt. Viel wichtiger sind eine zielorientierte Arbeitsweise oder Organisationstalent. Solche Fähigkeiten kannst du dann im Anschreiben hervorheben.
Die Behinderung kannst du natürlich auch noch im Lebenslauf vermerken. Viele Personalerinnen und Personaler schauen sich oft erst den Lebenslauf an, bevor sie das Anschreiben lesen. Wenn du im Lebenslauf deine Behinderung angibst, solltest du auch im Anschreiben kurz darauf eingehen. Weitere Tipps für die Bewerbung gibt es in unserem Bewerbungsratgeber.
Bei manchen Ausbildungen solltest du deine Behinderung unbedingt erwähnen – insbesondere im öffentlichen Dienst. Da ist es nämlich so, dass Bewerber mit einer Schwerbehinderung bei gleicher Qualifikation bevorzugt eingestellt werden. Das liegt an der sogenannten besonderen Fürsorgepflicht. Lies dir also unbedingt die Stellenanzeige genau durch und achte auf solche Hinweise.
Ab 20 Mitarbeitern sind Unternehmen dazu verpflichtet, in ihrem Team auch Menschen mit Behinderung einzustellen. Das ist im Sozialgesetzbuch verankert. Die Anzahl an schwerbehinderten Menschen im Betrieb richtet sich nach den Arbeitsplätzen. Aber: Für Unternehmen gibt es auch die Möglichkeit, eine Ausgleichsabgabe zu zahlen, wenn sie die Quote nicht erfüllen.
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