Ausbildung abbrechen – Gründe, Folgen & Konsequenzen
Schon gewusst? Es brechen heutzutage viel mehr junge Auszubildende ihre Ausbildung ab als noch vor ein paar Jahren. 2022 und 2023 lag die Abbruchquote bei rund 30 Prozent, im Handwerk sogar nochmal deutlich höher.
Du siehst: Wenn du deine Ausbildung abbrechen willst, bist du damit alles andere als alleine. Aber wie beendet man seine Ausbildung korrekt? Und wie geht’s nach dem Ausbildungsabbruch weiter? Wir sagen’s dir!
Kann man eine Ausbildung abbrechen?
Natürlich kannst du deine Ausbildung abbrechen. Wenn du dich für eine Ausbildung entschieden hast, bist du nicht bis zu deiner Abschlussprüfung in deinem Ausbildungsbetrieb gefangen. Aber klar: Du kannst nicht einfach von jetzt auf gleich zuhause bleiben und nicht mehr zur Arbeit kommen. Hast du den Entschluss gefasst, deine Ausbildung abzubrechen, musst du ordentlich kündigen. Außerhalb der Probezeit musst du dich beispielsweise mit deinem Ausbildungsbetrieb auf eine einvernehmliche Trennung einigen, aus einem wichtigen Grund ordentlich kündigen oder deine Ausbildung komplett aufgeben und einen anderen Beruf erlernen.
Und das war noch nicht alles, was es bei einer Kündigung zu beachten gibt, Was? Das sagen wir dir in unserem Kündigungsratgeber:
In deiner Probezeit kannst du die Ausbildung ganz unkompliziert kündigen. Ohne Angabe von Gründen. Hast du deine Probezeit schon hinter dir, ist es nicht mehr ganz so einfach. Dann brauchst du einen wichtigen Grund, um deine Ausbildung abzubrechen. Und auch dann wird von Fall zu Fall entschieden, ob dein Grund ausreicht. Die beste Option ist daher, dich mit deinem Arbeitgeber auf einen Aufhebungsvertrag zu einigen.
- Gesundheitliche Probleme: Du hast körperliche oder psychische Gesundheitsprobleme, die durch die Ausbildung verursacht oder verschlimmert werden bzw. dir die Ausübung des Berufes unmöglich machen.
- Mangelhafte Ausbildungsqualität: Die Betreuung in deinem Ausbildungsbetrieb ist unzureichend. Beispielsweise durch fehlende praktische Erfahrung oder Vernachlässigung der Ausbildungsverpflichtungen.
- Schlechtes Arbeitsklima: Es gibt unlösbare Konflikte mit Kollegen oder es kam sogar zu Mobbing und/oder Diskriminierung am Arbeitsplatz.
- Private Veränderungen: Ein Umzug, familiäre Verpflichtungen oder andere persönliche Umstände machen die Fortsetzung der Ausbildung unmöglich.
- Überforderung: Du fühlst dich ständig überfordert. Sei es durch die Arbeitsbelastung oder das Ausbildungstempo.
- Umorientierung: Du hast den Wunsch, einen anderen Karriereweg einzuschlagen. Zum Beispiel ein (duales) Studium. Aber Achtung: Brichst du deine Ausbildung aus diesem Grund ab, musst du deinen Ausbildungsberuf aufgeben.
Wenn du mit dem Gedanken spielst, deine Ausbildung abzubrechen, solltest du dir auch über die Folgen und Konsequenzen bewusst sein. Als Erstes steht natürlich die Frage im Raum, wie es beruflich für dich weitergehen soll. So ganz ohne abgeschlossene Ausbildung verschlechtern sich deine Jobchancen. Und auch finanziell kann es eng werden, wenn du kein Ausbildungsgehalt mehr überwiesen bekommst – möglicherweise musst du sogar mit einer Sperre beim Arbeitsamt rechnen und bekommst nicht direkt Arbeitslosengeld.
- Gehalt: Wenn du deine Ausbildung abbrichst, bekommst du kein Gehalt mehr.
- Arbeitslosengeld: Trittst du nicht direkt eine neue Stelle an, musst du dich arbeitslos melden. Und zwar innerhalb der ersten drei Tage nach deinem Ausbildungsabbruch. Tust du das nicht, riskierst du eine Sperre beim Arbeitsamt. Anspruch auf Arbeitslosengeld (rund 60 Prozent deines durchschnittlichen Einkommens der vergangenen zwölf Monate) hast du, wenn du in den zwei Jahren vor deinem Antrag mindestens zwölf Monate sozialversicherungspflichtig beschäftigt warst. Heißt: Wenn du ein Jahr als Azubi gearbeitet hast.
- Sperre beim Arbeitsamt: Normalerweise ist man in Deutschland für eine gewisse Zeit für das Arbeitslosengeld gesperrt, wenn man eine Mitschuld an der Beendigung seines Arbeitsverhältnisses hast. Brichst du deine Ausbildung ab, ist das der Fall. Die Sperre dauert in der Regel zwölf Wochen, erst danach bekommst du Arbeitslosengeld. Hast du aus einem wichtigen Grund abgebrochen, kannst du die Sperre möglicherweise umgehen. Dazu gehören etwa Mobbing am Arbeitsplatz oder ausbleibende Lohnzahlung.
Ausbildung abgebrochen: Vergeudete Zeit?
So eine abgebrochene Berufsausbildung ist auf keinen Fall vergeudete Zeit. Ganz im Gegenteil: Du konntest erste Berufserfahrung sammeln und weißt vermutlich auch schon, wie du im Bewerbungsprozess überzeugen kannst – du hast schließlich schon einmal einen gemeistert. Außerdem weißt du nach einer abgebrochenen Ausbildung schon, was du nicht möchtest. Damit bist du vielen einen Schritt voraus.
Kann ich mir die Ausbildungszeit einer abgebrochenen Ausbildung anrechnen lassen?
Je nachdem, zu welchen Zeitpunkt du deine Ausbildung abgebrochen hast, kannst du dir deine abgebrochene Ausbildung anrechnen lassen. Wenn du zum Beispiel eine Ausbildung zum Maurer abgebrochen hast und jetzt lieber Dachdecker werden möchtest, ist der Berufsschulstoff in großen Teilen identisch.
Deine bestandenen Prüfungen kann dir keiner mehr wegnehmen. Es ist also durchaus möglich, dass du deine zweite Ausbildung wegen deinem Vorwissen verkürzen kannst. Suche dafür das Gespräch mit deinem neuen Ausbilder. Oder noch besser: Sprich dein Anliegen bereits im Vorstellungsgespräch an. Oftmals muss der Grund für die Verkürzung der Ausbildung schon im Ausbildungsvertrag festgehalten werden.
Du hast den festen Entschluss gefasst, deine Ausbildung abzubrechen oder das Ganze sogar schon durchgezogen? Dann fragst du dich vielleicht, wie es jetzt weitergehen soll.
- Gründe reflektieren: Denke nochmal genau darüber nach, warum du deine Ausbildung abgebrochen hast. Reflexion hilft dir, zukünftige Entscheidungen besser zu treffen.
- Über Wünsche und Ziele klarwerden: Überlege anhand deiner Erfahrungen aus deiner abgebrochenen Ausbildung, was deine Ziele und Wünsche für deine berufliche Zukunft sind. Hat der Beruf dir gefallen und der Betrieb war das Problem? Möchtest du lieber eine andere fachliche Richtung einschlagen? Oder doch lieber ein duales Studium statt einer normalen Ausbildung machen?
- Beratung suchen: Du bist dir nicht ganz sicher, was du jetzt willst? Dann nutze Beratungsangebote. Wende dich beispielsweise an die Agentur für Arbeit oder an Berufsberatungsstellen.
- Finanzielle Situation klären: Prüfe deinen Anspruch auf Arbeitslosengeld sowie andere Unterstützungsleistungen und melde dich umgehend arbeitslos, wenn du nicht direkt einen neuen Job antrittst.
- Dokumente sichern: Überprüfe ganz genau, ob du alle wichtigen Dokumente aus deiner Ausbildungszeit (z. B. Ausbildungsvertrag und Ausbildungszeugnis) in schriftlicher Form vorliegen hast. Hast du nicht? Dann kümmere dich darum, dass du sie von deinem Ausbildungsbetrieb bekommst.
Ausbildungsbetrieb wechseln
Der Beruf, den du dir ausgesucht hat, macht dir Spaß und der Betrieb war das Problem? Dann wechselst du am besten einfach deinen Ausbildungsbetrieb.
- Neuen Ausbildungsplatz suchen: Such nach Betrieben, die dieselbe Ausbildung anbieten und offen für die Übernahme von Auszubildenden sind. Dazu kannst du dich in deiner Umgebung umschauen oder auch die Stellen hier auf Ausbildung.de durchstöbern.
- Kammer kontaktieren: Informiere die für deinen Ausbildungsberuf zuständige Kammer (z. B. IHK oder HWK) über deinen Wechselwunsch. Man wird dich dort gern unterstützen und in der Regel haben die Kammern auch Listen mit Betrieben, die noch Auszubildende suchen.
- Bewerbungsunterlagen: Aktualisiere deinen Lebenslauf und dein Bewerbungsschreiben. Erkläre auf jeden Fall transparent, warum du den Betrieb wechselst. Unterlagen fertig und Stelle gefunden? Dann bewirb dich doch direkt.
Einen anderen Beruf lernen
Seien wir mal ganz ehrlich: Wer weiß direkt nach der Schule schon so genau, was er den Rest seines Lebens machen möchte? Nur die wenigsten. Deswegen ist es auch überhaupt nicht schlimm, wenn du im Laufe deiner Ausbildung merkst, dass der eingeschlagene Weg nichts für dich ist. In diesem Fall solltest du darüber nachdenken, einen neuen Ausbildungsberuf zu lernen.
- Interessen und Fähigkeiten analysieren: Überlege, welche anderen Berufsfelder dich interessieren und welche Fähigkeiten du hast. Überlege genauso, was dir überhaupt nicht liegt und du direkt ausschließen kannst.
- Über Berufe informieren: Hast du ein paar Berufsfelder gefunden, die dich interessieren? Dann informiere dich als Nächstes genauer über die Berufe. Finde heraus, ob sie dir wirklich gefallen könnten.
- Über Bedarf und Zukunftsaussichten informieren: Wie ist gerade der Bedarf an neuen Arbeitskräften in den Berufen, die du dir ausgeguckt hast? Und wie könnten sich die Branchen in den nächsten Jahren entwickeln?
- Bewerbungen schreiben: Da du dich auf einen anderen Beruf bewirbst, musst du deine Bewerbungsunterlagen wahrscheinlich überarbeiten. Vergiss auch nicht, deinen Lebenslauf zu aktualisieren.
Willst du herausfinden, welche Ausbildung zu dir passt? Dann mach unseren Berufscheck!
Alternativen zur Ausbildung
Das mit der Ausbildung war keine so tolle Idee und du möchtest lieber einen anderen Weg ins Berufsleben nehmen? Kein Problem – Alternativen gibt es genug. Aber am besten bist du dir schon über deinen neuen Weg sicher, bevor du deine Ausbildung abbrichst.
- Studium
- Duales Studium
- Praktikum
- Freiwilliges soziales Jahr
- direkter Berufseinstieg