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#Azubi-Life
2.12.2025

Prüfungsangst: Ursachen, Symptome & Tipps

Prüfungen gehören einfach dazu – ob Klassenarbeit, Zwischenprüfung oder Führerschein. Aber dann steigt die Nervosität, die Hände zittern, Blackout. Prüfungsangst ist völlig normal – sie wird nur dann zum Problem, wenn sie dich blockiert. Hier erfährst du, warum Prüfungsangst entsteht und was wirklich dagegen hilft.


Wir haben euch gefragt: Habt ihr Prüfungsangst?

Prüfungsangst ist alles andere als selten. Das zeigt auch unsere Umfrage: 63 Prozent von euch haben total Schiss vor Prüfungen und nur 37 Prozent sind da ganz entspannt. Diese Zahlen machen deutlich, dass Prüfungsangst für viele Menschen zum Alltag gehört – und dass du mit diesem Gefühl nicht allein bist. Wichtig ist: Prüfungsangst ist normal, und es gibt wirksame Wege, besser damit umzugehen.

Was ist Prüfungsangst?

Prüfungsangst bedeutet, dass die Angst vor einer Prüfung so stark wird, dass sie dich beim Lernen oder während der Prüfung blockiert. Ein bisschen Nervosität ist normal und sogar hilfreich – sie macht uns wach und konzentriert. Prüfungsangst entsteht jedoch, wenn die Sorgen und körperlichen Reaktionen so intensiv werden, dass sie deine Leistung verschlechtern oder dich innerlich lahmlegen.

Typisch ist dabei die Angst zu versagen, negative Gedanken („Ich schaffe das nie.“) und körperliche Stresssignale wie Zittern oder Herzklopfen. Kurz gesagt: Prüfungsangst ist eine übersteigerte Stressreaktion auf eine Prüfungssituation.

Prüfungsangst: Ursachen & Auslöser

Prüfungsangst entsteht selten aus einem einzigen Grund. Meist kommt eine Mischung aus innerem Druck, Erwartungen und unsicheren Gedanken zusammen. Besonders junge Menschen erleben diese Faktoren häufig:

  • Leistungsdruck und hohe Erwartungen: Ob Schule, Ausbildung oder Studium – überall wird bewertet. Viele haben Angst, nicht gut genug zu sein oder andere zu enttäuschen.
  • Negative Erfahrungen: Wer schon einmal eine schlechte Note, einen Blackout oder eine unangenehme mündliche Prüfung erlebt hat, geht mit mehr Anspannung in die nächste Situation.
  • Zeitdruck oder schlechte Vorbereitung: Wenn man das Gefühl hat, nicht genug gelernt zu haben, verstärkt das die Angst. Lernstress und Prokrastination spielen hier auch eine große Rolle.
  • Perfektionismus und Selbstzweifel: Der Anspruch, alles fehlerfrei schaffen zu müssen, sorgt oft für zusätzlichen Druck. Gedanken wie „Ich darf mir keinen Fehler erlauben“ machen nervös statt besser.

💡 Kurz gesagt: Prüfungsangst entsteht durch eine Mischung aus Erwartungsdruck, negativen Gedanken und stressigen Prüfungssituationen.

Ist Prüfungsangst eine Krankheit?

Prüfungsangst an sich ist keine Krankheit, sondern eine ganz normale Stressreaktion, die viele Menschen erleben. Erst wenn die Angst so stark wird, dass sie dich dauerhaft belastet, deinen Alltag beeinträchtigt oder du gar nicht mehr richtig lernen kannst, spricht man von einer Angststörung. Extreme Prüfungsangst wird manchmal einer „spezifischen (isolierten) Phobie“ zugeordnet. Das beschreibt eine psychische Störung, bei der die Betroffenen vor einer bestimmten Sache mehr Angst als normal haben.

Braucht man dann eine Therapie?

  • Eine Therapie ist nicht immer nötig, kann aber sehr helfen, wenn die Angst über längere Zeit zu stark ist.
  • Viele starten mit Beratungsstellen, Schulpsychologen, dem Hausarzt oder einer psychotherapeutischen Sprechstunde.
  • Gut zu wissen: Professionelle Hilfe zu nutzen ist völlig normal – und ein Zeichen von Stärke, nicht Schwäche.

Achtung: Medikamente gegen Prüfungsangst sind in der Regel nicht nötig und sollten nur nach ärztlicher Beratung eingesetzt werden, wenn die Angst sehr stark ist.

Prüfungsangst Symptome: Woran du Prüfungsangst erkennst

Prüfungsangst zeigt sich bei jedem Menschen etwas anders. Häufig mischen sich körperliche Signale, starke Gefühle und blockierende Gedanken. Um Prüfungsangst in den Griff zu bekommen, ist es hilfreich zu wissen, woran du sie erkennst. Frage dich also: Wie äußert sich die Angst konkret bei mir? Wichtig: Diese Reaktionen sind normal – sie zeigen, dass dein Körper im Stressmodus ist. Typische Symptome sind:

Körperliche Anzeichen

  • Herzklopfen oder Zittern
  • Schwitzige Hände, Schweißausbrüche
  • Bauchschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Übelkeit
  • Schlafstörungen
  • Muskelverspannungen
  • Hitzewallungen
  • Appetitlosigkeit

Mentale Anzeichen

  • Grübeln, Zweifeln und negative Gedanken („Ich kann das nicht“)
  • Konzentrationsschwierigkeiten
  • Blackout oder „Tunnelblick“
  • Versagens- und Zukunftsängste
  • Katastrophendenken

Emotionale Anzeichen

  • Nervosität, Angst oder starke Anspannung
  • Überforderung
  • Gefühl, innerlich „festzustecken“
  • Panik und Verzweiflung
  • Hilflosigkeit/Ohnmacht

Soforthilfe: Was tun, wenn die Prüfungsangst gerade da ist?

Wenn die Aufregung plötzlich hochschießt, brauchst du schnelle Techniken, die deinen Körper und deinen Kopf wieder beruhigen. Diese Tipps helfen in akuten Momenten:

💡 1. Atemtechnik zum Runterkommen (4-7-8-Methode)

Atme 4 Sekunden ein, halte 7 Sekunden die Luft an und atme 8 Sekunden langsam aus. Diese einfache Übung senkt nachweislich den Puls und entspannt.

💡 2. Mini-Reset bei Blackout-Gefühl

Augen kurz schließen, einmal tief einatmen, Schultern lockern und bewusst auf einen Punkt im Raum fokussieren. Das holt dich aus dem Stress-Tunnel zurück.

💡 3. Gedanken stoppen

Wenn du merkst, dass Panikgedanken losgehen („Ich schaffe das nicht“), sag innerlich „Stopp“ und ersetze den Gedanken durch etwas Realistisches wie: „Ich habe mich vorbereitet. Ich kann das schaffen.“ Bleibe im Hier und Jetzt und denke nicht an das, was sein könnte.

💡 4. Kurz bewegen

Steh auf, streck dich oder geh ein paar Schritte. Kleine Bewegungen lösen Anspannung und bringen Sauerstoff ins Gehirn.

💡 5. Prüfen, was du schon kannst

Schnell ein paar sichere Fakten oder Begriffe durchgehen, die du kennst. Das gibt Sicherheit und löst die Blockade.

Langfristige Strategien gegen Prüfungsangst

Damit Prüfungsangst gar nicht erst so stark wird, helfen Routinen und Lernmethoden, die Sicherheit geben. Diese Strategien wirken nicht sofort, aber stärken dich Schritt für Schritt:

💡 1. Realistischen Lernplan erstellen

Teile den Stoff in kleine Etappen ein und fange früh genug an. Das verhindert Zeitdruck – einen der größten Angstauslöser überhaupt.

💡 2. Lernmethoden nutzen, die wirklich funktionieren

Ob Karteikarten, Probeprüfungen, laut erklären oder Lernvideos: Finde heraus, was dir hilft. Besonders effektiv: Üben unter prüfungsähnlichen Bedingungen.

💡 3. Regelmäßige Pausen & guter Schlaf

Ohne Erholung kann dein Gehirn nicht gut speichern. Pausen und ausreichend Schlaf machen dich ruhiger und konzentrierter.

💡 4. Über Sorgen sprechen

Manchmal hilft es enorm, mit Freunden_,_ Ausbildern oder Eltern über die Angst zu reden. Oft merkt man dadurch: Man ist nicht allein.

💡 5. Positiver Umgang mit Fehlern

Erlaube dir, nicht perfekt zu sein. Fehler gehören zum Lernen dazu – und sie entscheiden selten über deinen Wert oder deine Zukunft. Du solltest also realistische Erwartungen haben. Und: Feier die kleinen Lernerfolge!

Tipps für die Prüfungsvorbereitung
Tipps für die Prüfungsvorbereitung

Erfahre in unserem Ratgeber alles über Methoden und Tipps für eine optimale Vorbereitung auf deine Prüfung.

Darf man wegen Prüfungsangst von einer Prüfung zurücktreten?

Prüfungsangst allein ist meist kein offizieller Grund, um spontan von einer Prüfung zurückzutreten. In vielen Schulen, Ausbildungen und Prüfungsordnungen braucht es dafür einen wichtigen Grund, zum Beispiel eine nachweisbare Erkrankung.

Wenn die Prüfungsangst jedoch so stark ist, dass sie zu einer akuten gesundheitlichen Belastung führt (z. B. Panikattacken), kann ein ärztliches Attest nötig und hilfreich sein. Damit lässt sich ein Rücktritt oder eine Wiederholungsmöglichkeit oft begründen – allerdings entscheidet das immer die jeweilige Schule, Kammer oder Prüfungsstelle.

  • Informiere dich frühzeitig über die Regelungen deiner Prüfungsordnung.
  • Sprich rechtzeitig mit Ausbildern_,_ Lehrern oder der Prüfungsstelle, wenn du merkst, dass die Angst zu groß wird.
  • Je früher du Unterstützung suchst, desto eher lässt sich eine gute Lösung finden.

💡 Kurz gesagt: Ein Rücktritt wegen Prüfungsangst ist möglich, aber nur unter bestimmten Voraussetzungen und meist mit ärztlicher Unterstützung.


Über die Autorin:

Larissa ist seit 2021 Online-Redakteurin bei Ausbildung.de. Sie hatte selbst mit Prüfungsangst zu kämpfen und möchte allen Azubis, die auch darunter leiden, Mut machen und ihre Tipps weitergeben.