Abitur nicht bestanden – So geht's weiter!
Du bist nicht allein!
Ich gebe dir mal ein Beispiel: Im Schuljahr 2022/2023 haben etwa 720.000 Schülerinnen und Schüler die Oberstufe bzw. Sekundarstufe II am Gymnasium erreicht*, die man mit der Abiturprüfung abschließt. Die Durchfallquote lag 2023 bei 4,6 Prozent**. Das heißt also, dass knapp 33.000 Prüflinge das Abitur nicht bestanden haben. Du siehst, es geht nicht nur dir so und du musst dich dafür nicht schämen.
Wann hat man das Abitur nicht bestanden?
Du hast das Gefühl, du wirst das Abitur vielleicht nicht bestehen, aber bist dir nicht sicher, wann das Abi überhaupt als „durchgefallen“ gilt? Ich kläre dich am Beispiel Gymnasium auf.
Das Abi besteht man, wenn man bis zu 900 Punkte erreicht. Das ist überall in Deutschland gleich, damit alle Schülerinnen und Schüler auf einem einheitlichen Wissensstand sind. Diese 900 Punkte sammelt man aber nicht nur mit der Abiturprüfung (Block II) selbst, denn für die gibt es nur maximal 300 Punkte. Die rechtlichen 600 Punkte erarbeitet man sich in der Qualifikationsphase bzw. in den Fächern, die man in der Oberstufe belegt (Block I).
Um die reine Abiturprüfung (Block II) zu bestehen, gilt die sogenannte 100-Regelung. Du musst also 100 von 300 Punkten erreichen, um zu bestehen. Das entspricht einer Note von 4,0. Das nützt dir aber nichts, wenn du in deinen Fächern in der Oberstufe (Block I) nicht gut genug bist, denn da brauchst du ebenfalls eine Durchschnittsnote von 4,0. Die erreichst du, wenn du mindestens 200 von möglichen 600 Punkten sammelst. Insgesamt brauchst du für das Abitur also mindestens 300 Punkte aus beiden Blöcken.
Kann man das Abitur zweimal nicht bestehen?
Hast du einen zweiten Versuch gestartet, dein Abitur zu bestehen, dann kann es sein, dass du auch hier durchfällst. Ein dritter Versuch wird nur in begründeten Ausnahmefällen genehmigt. Genauere Infos solltest du bei deiner Schule oder der Schulbehörde erfragen. Es ist aber sehr unwahrscheinlich, dein Abitur noch auf dem ersten Bildungsweg zu erreichen.
Das ist natürlich mehr als ärgerlich, aber auch dafür gibt es Möglichkeiten, die du weiter unten nachlesen kannst.
Gründe, warum man das Abitur nicht bestanden hat
Hat man das Abitur nicht bestanden, fragt man sich hinterher natürlich: Woran hat es gelegen? Die Gründe dafür können sehr vielfältig sein und manchmal ist es auch gar nicht deine Schuld. Vielleicht hattest du einfach einen Blackout, die Aufgaben waren für alle Prüflinge zu schwer oder dich haben schwierige Umstände in deinem Privatleben beschäftigt. Vielleicht waren der Druck und die Prüfungsangst einfach zu groß. Es kann auch sein, dass du einfach nicht gut genug gelernt hast.
Mögliche Gründe:
- Blackout
- Prüfungsangst
- zu viel Druck
- zu schwere Aufgaben
- Fehler bei der Korrektur
- mangelnde Vorbereitung/nicht genug gelernt
- falsche Vorbereitung/falsche Themen gelernt
- zu wenig Zeit fürs Lernen eingeplant
- keine Motivation
- Abi nicht so wichtig
- privater Stress
Ist es schlimm, wenn man das Abitur nicht bestanden hat?
Jein! Es ist sicher nicht gewollt, das Abitur nicht zu bestehen und durchkreuzt vielleicht deine Pläne, die du für die Zeit nach dem Abschluss gemacht hast. Aber es ist auch keine Katastrophe, denn es gibt viele Möglichkeiten, das Blatt noch zu wenden. Welche das sind, erfährst du im weiteren Verlauf dieses Artikels.
Was hat man für einen Abschluss, wenn man das Abitur nicht bestanden hat?
Du fragst dich, ob du das Fachabi hast, wenn du das Abitur nicht bestehst? Wenn du die Abiturprüfung nicht bestanden hast, aber trotzdem erfolgreich die elfte Klasse (G8) oder die zwölfte Klasse (G9) abschließt, dann hast du den schulischen Teil der Fachhochschulreife erreicht. Um das vollständige Fachabitur zu haben, fehlt noch der berufspraktische Teil. Den bekommst du, wenn du eine abgeschlossene Berufsausbildung nach Bundes- oder Landesrecht bzw. ein einjähriges gelenktes Praktikum absolvierst (gilt für alle Bundesländer, außer Bayern und Sachsen). Mit der Fachhochschulreife bzw. Fachabitur hast du dann die Berechtigung für ein Studium an einer Fachhochschule. Achtung: Es gelten verschiedene Bestimmung, die regeln, welche Leistungen man erbringen und welche Noten man haben muss, um das Fachabi zu bekommen.
Verlässt du das Gymnasium nach der zehnten Klasse und schaffst die Versetzung in die elfte Klasse bzw. in die Qualifikationsphase (G8) oder in die Einführungsphase (G9), trittst die abiturrelevanten Phasen also nicht an, dann hast du die Mittlere Reife (auch Realschulabschluss oder Fachoberschulreife). An Gymnasien ist dafür keine zusätzliche Abschlussprüfung nötig.
Abitur nicht bestanden – Abschluss
Entweder hast du den schulischen Teil der Fachhochschulreife, also des Fachabiturs oder die Mittlere Reife.
Abitur nicht bestanden – Deine Möglichkeiten
Was kann ich tun, wenn ich das Abitur nicht bestanden habe?
Hast du das Abitur nicht bestanden, gibt es für dich unterschiedliche Möglichkeiten. Du kannst weiterhin versuchen, das Abitur zu erreichen. Beispielsweise wenn du studieren willst. Oder du kannst deine Zukunft mit dem bisher erreichten Schulabschluss ohne Abitur planen. Im Folgenden erfährst du, welche Möglichkeiten dir offenstehen.
Abiturprüfung anfechten
Du bist dir sicher, dass du unrechtmäßig durch die Prüfung gefallen bist, du ungerecht behandelt wurdest oder die Prüfungsfragen unzulässig waren? Dann kannst du einen Anwalt einschalten und die Prüfung anfechten. Es gibt unterschiedliche Gründe, gegen das Abiturergebnis vorzugehen, diese musst du allerdings auch beweisen können. Der Anwalt oder ein hinzugezogener Experte kann dann beurteilen, ob eine Prüfungsanfechtung sinnvoll ist und die fehlenden Punkte nachträglich einklagen. Es kann auch zu einer sofortigen Wiederholung der Prüfung kommen.
Wichtig ist, dass du dich zeitnah an einen Anwalt wendest, wenn du Zweifel an der Richtigkeit des Ergebnisses hast. Und du solltest bedenken, dass ein Rechtsbeistand immer auch Geld kostet.
Mögliche Gründe für eine Anfechtung:
- ungerechte Behandlung durch die Lehrkraft
- fehlerhafte Bewertung der Prüfer
- unzulässiger Prüfungsstoff
- fehlerhafte oder zu komplizierte Aufgabenstellung
- unzumutbare Prüfungsbedingungen (Lärm, Temperatur usw.)
Nachprüfung
Bist du durch die Abiturprüfung gefallen und hast somit nicht genug Punkte erreicht, musst du in die Nachprüfung gehen. Dafür gelten aber bestimmte Voraussetzungen.
Das gilt für die Nachprüfung:
- Die Nachprüfung ist immer mündlich.
- Fällst du durch, ist eine Nachprüfung verpflichtend. Eine freiwillige Nachprüfung muss extra beantragt werden.
- Jedes Bundesland regelt die Nachprüfung durch ihre jeweilige Prüfungsordnung anders.
- Deine Note muss mindestens drei Punkte besser sein als in der schriftlichen Prüfung, um deine Endnote um einen Punkt zu verbessern.
Achtung: Deine Punkte können deinen Durchschnitt aber auch verschlechtern. Fällst du also auch durch die Nachprüfung durch, dann bleibt dir nur noch eine Wiederholung des Schuljahres.
Wichtig zu wissen!
Eine Nachprüfung kannst du nur machen, wenn es noch möglich ist, das Abi dann noch zu schaffen. Kannst du die fehlenden Punkte auch durch eine Nachprüfung nicht erreichen, dann ist das für dich leider keine Option.
Abitur wiederholen – Erster Bildungsweg
Wenn du durchs Abi gefallen bist und eine Nachprüfung für dich nicht infrage kommt, kannst du das Abitur auf dem sogenannten ersten Bildungsweg wiederholen. Dazu musst du die letzten beiden Halbjahre der Oberstufe wiederholen und anschließend die Abiturprüfungen noch mal schreiben.
Abitur nachholen – Zweiter Bildungsweg
Willst du nicht sofort das Abitur wiederholen, sondern dir diese Option für einen späteren Zeitpunkt offenhalten, dann geht das auf dem sogenannten zweiten Bildungsweg. Da holst du das Abitur an einer Abendschule, einer Volkshochschule oder einem Weiterbildungskolleg nach. Das geht auch begleitend zu einer Ausbildung oder einem anderen Job. Natürlich musst du am Ende auch die Abiturprüfung ablegen.
Es gibt auch die Möglichkeit, dich selbst vorzubereiten und ein sogenanntes Externen-Abitur zu machen. Du lernst also nicht an einer Schule, sondern allein und machst dann die staatliche Abschlussprüfung mit. Die Voraussetzungen dafür sind in jedem Bundesland unterschiedlich.
Studium ohne Abitur – Dritter Bildungsweg
Hast du dein Abitur nicht bestanden, aber möchtest unbedingt studieren, dann ist das unter bestimmten Voraussetzungen auf dem sogenannten dritten Bildungsweg möglich. Die Regelungen dafür unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. In der Regel brauchst du eine abgeschlossene Berufsausbildung und einige Jahre Berufserfahrung. Du kannst auch nur die Studiengänge belegen, in denen du schon berufliche Kenntnisse hast. Manche Studiengänge sind aber ganz ausgeschlossen. Es kann sein, dass du vorher einen Eignungstest, ein Auswahlgespräch oder ein Probestudium absolvieren musst. Auch ein duales Studium ist eine Option für dich.
Ausbildung mit Realschulabschluss machen
Mit einem Realschulabschluss bzw. mit der mittleren Reife stehen dir viele Türen offen. Du kannst dich für fast jede Ausbildung bewerben und direkt ins Berufsleben starten. Besonders beliebt sind soziale Berufe, Berufe in der IT und Berufe im kaufmännischen Bereich. Sogar die meisten bestbezahlten Ausbildungen kannst du mit einem Realschulabschluss machen.
Weitere Möglichkeiten ohne Abitur:
- Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ)
- Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ)
- Praktikum
- Au pair
- Work & Travel
Was schreibt man in den Lebenslauf, wenn man das Abitur nicht bestanden hat?
Du hast dein Abitur nicht bestanden und fragst dich, wie du das charmant in deinem Lebenslauf unterbringen sollst? Es ist ratsam, es nicht zu verheimlichen, aber auch nicht zu direkt darauf hinzuweisen. Du kannst guten Gewissens den Abschluss aufschreiben, den du hast, beispielsweise den schulischen Teil der Fachhochschulreife. Das könnte in deinem Lebenslauf so aussehen:
Monat X/Jahr X bis Monat X/Jahr X – Name der Schule (Abschluss: Fachhochschulreife (Schulischer Teil))
Über die Autorin
Vivi ist seit 2020 Online-Redakteurin bei Ausbildung.de. Sie hat 2013 ihr Abitur gemacht und weiß, wie herausfordernd so eine mehrstündige Prüfung sein kann.
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