ODER
Früher waren es Elfenbein, Horn und Golddraht, heute sind es Kunststoff, Keramik und Titan: die Materialien von Zahnersätzen, die für Brücken, Teil- oder Vollprothesen eingesetzt werden. Auch herausnehmbare oder fest verankerte Zahnspangen werden für Patienten vom Zahntechniker hergestellt.
Info: Für die Ausbildung zum Zahntechniker ist am 1. August 2022 eine neue Ausbildungsverdordnung in Kraft getreten. Es war die erste Überarbeitung seit 1997. In den vergangenen 25 Jahren ist viel passiert – auch im Bereich der Zahntechnik. Zahntechniker arbeiten mittlerweile mit neuen Technologien, Werkstoffen und Verfahren. Auch die Digitalisierung spielt eine wichtige Rolle – zum Beispiel bei der Datensicherheit oder beim vernetzten Arbeiten. Außerdem gibt es einen vermehrten Einsatz der Implantologie, des Zahnersatzes und der Prothetik. Das alles wurde im Rahmen des Neuordnungsverfahrens in der Ausbildungsverordnung verankert.
Zahntechnische Produkte anfertigen: Ob ein vollständiges künstliches Gebiss oder ein Implantat für einen einzelnen Zahn: Zahntechniker stellen sämtliche Produkte für Zähne und Kiefer her. Dazu zählen auch verschiedene Zahnspangen und -schienen. Die besondere Herausforderung hierbei: die einzelnen Teile nach dem vorliegenden Abdruck des Patienten passgenau anzufertigen. Die individuellen Abdrücke nimmt im gesamten Behandlungsverlauf übrigens der Zahnarzt, der sie dann an den Zahntechniker weitergibt. Für die Herstellung der Produkte nutzen Zahntechniker viele technische Werkzeuge, zum Beispiel sogenannte Artikulatoren, welche die Kaubewegungen im Gipsmodell nachahmen können. Erst im Anschluss wird die Fertigung des Endproduktes vorgenommen.
Zahntechnische Produkte reparieren und säubern: Eine inzwischen abgenutzte Knirscherschiene, ein abgebrochener Zahn in einer Prothese oder Zahnstein an der herausnehmbaren Zahnspange? Reparatur und Reinigung zahntechnischer Produkte gehören zum Alltag eines Zahntechnikers. Für die Reinigung wird zumeist ein Ultraschallgerät zur Hilfe genommen, für die Reparatur spezielle Klebegemische. Ist ein Produkt nicht mehr zu reparieren, muss in einer Zahnarztpraxis von einem Zahnarzt ein zweiter Abdruck gemacht werden. Danach ist wieder der Zahntechniker an der Reihe und stellt ein ganz neues Gerät her.
Beratung von Patienten und Zahnärzten: Ob ein Inlay ausreicht – also eine vom Zahntechniker gefertigte Alternative zur Füllung – oder gleich eine Brücke eingesetzt werden muss, können Zahnärzte und Zahntechniker beurteilen. In kniffligen Fällen sprechen sich Mediziner und Techniker miteinander und wägen die verschiedenen Möglichkeiten ab. Viele Zahntechniker beraten die Patienten inzwischen auch in größerem Umfang. Die Patienten fragen im Anschluss bei ihrem Zahnarzt gezielt nach empfohlenen Produkten und lassen sie beim gewünschten Zahntechniker anfertigen.
Der Beruf hat Zukunft. Bewerber haben eine Stelle in diesem Bereich nahezu sicher. Zudem lässt sich das Gehalt durch die Teilnahme an Fort- und Weiterbildungen steigern. Wenn keine dringenden Aufträge anstehen, sind die Arbeitszeiten ein weiterer Pluspunkt dieses Berufs. Immerhin sind klassische Bürozeiten von montags bis freitags in vielen anderen Tätigkeiten nicht selbstverständlich.
Du arbeitest meist in einem zahntechnischen Labor. Genauso kannst du aber auch bei einer größeren Zahnarztpraxis oder direkt in einer Zahnklinik einsteigen.
Deine Einsatzorte auf einen Blick
Kleine Werkstatt/große Produktionshalle
Labor
Büro
Für Zahntechniker gelten meist klassische Bürozeiten: Morgens beginnt die Arbeit zwischen 8 und 9 Uhr, nachmittags endet sie zwischen 16:30 Uhr und 17:30 Uhr. Wochenendarbeit ist in diesem Beruf eher unüblich. Überstunden hingegen sind zwischendurch schon zu leisten, vor allem, wenn bestimmte Produkte noch dringend fertig werden müssen.
Wusstest du schon, dass …
… es sogenannte Unterkiefer-Protrusionsschienen gegen Atemaussetzer im Schlaf und Schnarchen gibt? Sie schieben den Unterkiefer nach vorne und erweitern auf diese Weise den Rachenraum.
Sie tragen Schutzkleidung. Dazu zählen unter anderem Arbeitskittel, Schutzhandschuhe, Mundschutz und Schutzbrille.
Perfektionist: Genaues Arbeiten ist in diesem Beruf unabdingbar. Zahnersatz oder kieferregulierende Hilfsmittel müssen sorgfältig nach Vorlage angefertigt werden. Andernfalls kann es passieren, dass das Produkt völlig neu hergestellt werden muss, was Zeit und Geld kostet.
Techniker: Im Bereich der Zahntechnik sind – wie der Name schon erahnen lässt – technische Geräte wichtige Arbeitsutensilien. Ob Löt- oder Schweißgeräte: Die sichere Beherrschung der Maschinen ist eine Grundvoraussetzung für diesen Ausbildungsberuf.
Organisationstalent: Unter Zeitdruck arbeiten zu müssen, ist oftmals belastend. Die Kunst liegt darin, die Aufträge entsprechend zu priorisieren, um alle Aufgaben nacheinander erledigen zu können und Kunden nicht warten zu lassen.
Die duale Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre, kann aber auf besonderen Antrag verkürzt werden. Nach eineinhalb Jahren findet in deiner Ausbildung eine Zwischenprüfung statt, die den aktuellen Lernstand erhebt. Zum Abschluss gibt es die Gesellenprüfung vor der Handwerkskammer. Sie besteht unter anderem aus einem schriftlichen und einem praktischen Teil, in dem die Auszubildenden zum Beispiel eine Brücke mit Krone anfertigen müssen. Sollte man in der Prüfung durchfallen, hat man in der Regel noch zwei weitere Versuche, um sie zu bestehen.
Die theoretische Ausbildung in der Berufsschule setzt sich aus 13 Lernfeldern zusammen. Angehende Zahntechniker besuchen die Berufsschule entweder wöchentlich an zwei festgelegten Tagen oder blockweise über mehrere Wochen hinweg. Generell gilt, dass die Auszubildenden in allen wichtigen zahntechnischen Fächern geschult werden. Hierzu zählt auch das Erlernen der Fachsprache, um sich mit Zahnärzten im Gespräch, aber auch in Formularen professionell austauschen und ausdrücken zu können.
1. Ausbildungsjahr: Im ersten Ausbildungsjahr steht – wie auch im praktischen Ausbildungsteil – die Herstellung eines Modells im Vordergrund. Welche Werkstoffe hierfür benutzt werden und wie der dabei entstandene Abfall umweltbewusst entsorgt werden kann, erfahren die Azubis direkt zu Beginn. Darüber hinaus stehen auch das menschliche Gebiss und der Kiefer mit seinen Bewegungen im Mittelpunkt, um später passgenaue Produkte fertigen zu können.
2. Ausbildungsjahr: Kieferbewegungen können mittels Simulatoren nachgestellt werden. Angehende Zahntechniker beschäftigen sich damit, wie sie ihre Modelle in die Simulatoren einsetzen und wie sie Ergebnisse dokumentieren und bewerten. Zudem werden die Auszubildenden über alle Rekonstruktionsmaßnahmen von Zähnen informiert und wissen, wie nach einem Zahnverlust zu reagieren ist – denn natürlich kann es sein, dass Patienten in solchen Fällen neben ihrem Zahnarzt auch den Zahntechniker aufsuchen.
3. Ausbildungsjahr: Welche Eigenschaften haben die jeweiligen Metalle und wie reagieren sie auf Wärme? Auszubildende besuchen im dritten Ausbildungsjahr Kurse über Metalle, die in der Zahntechnik Verwendung finden. Weitere wichtige Werkstoffe wie Kunststoff oder Keramik sind ebenfalls Bestandteil des Unterrichts. Angehende Zahntechniker erfahren zudem, wie sie Fehler in ihren Arbeiten erkennen und beheben können.
4. Ausbildungsjahr: Im letzten Ausbildungsabschnitt geht es unter anderem um den gesamten Prozess der Qualitätsprüfung und um das Thema Füllungen – verbunden mit Informationen zur Befestigung am Zahn. Außerdem lernen angehende Zahntechniker, eigene Schienen und Zahnspangen herzustellen.
Zu Beginn der Ausbildung lernen angehende Zahntechniker zunächst mit Gips umzugehen und diesen mit einer Nachbearbeitung durch ein Vakuummischgerät und einen Rüttler, der den Gips in alle Ecken der Schablone verteilt, zu einem Gebissabdruck-Modell zu formen. Im Zuge dessen erfahren Azubis, wie sie mit Werkzeugen und Maschinen umgehen können.
So entfernen sie zum Beispiel Zahnstein an Zahnspangen mit einem Sandstrahler. Hygiene ist bei jedem Arbeitsschritt wichtig, weshalb die angehenden Zahntechniker alle Vorschriften verinnerlichen müssen. Zum Ausbildungsende werden die Auszubildenden so angeleitet, dass sie jede Art von zahntechnischen Produkten selbstständig herstellen können und hierfür auch alle Computerprogramme sicher beherrschen.
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