Du betrittst den beeindruckenden Eingangsbereich eines Fünf-Sterne-Hotels. Um dich herum deckenhohe Säulen, atmosphärisches Licht, riesige Blumengestecke und das Einzige, was du dir dabei denkst: Wo kommen bloß diese glattpolierten, schreibtischgroßen Bodenfliesen her? Herzlichen Glückwunsch, du bist der richtige Kandidat für eine Ausbildung zum Naturwerksteinmechaniker. Ob Fliesen, Terrassenplatten, Waschtische oder sogar ganze Gebäudefassaden – all das lernst du aus Naturwerkstein herzustellen. Da du es in deiner dreijährigen Ausbildung teilweise mit riesigen Steinblöcken zu tun hast, wundert es niemanden, dass du dir für den Transport oder das Zuschneiden maschinelle Unterstützung holst. Selbst Hand anlegen ist aber ebenso gefragt: Du sägst, polierst oder schleifst, damit deine Fliesen am Ende die gewünschte Größe haben, aber vor allem glatt und glänzend sind.
In deiner Ausbildung zum Natursteinmechaniker stehen dir drei Fachrichtungen zur Auswahl: Maschinenbearbeitungstechnik, Schleiftechnik oder Steinmetztechnik. Eine klare Abgrenzung gibt es zwischen den Fachrichtungen nicht. Nur das Material, das du verarbeitest, unterscheidet sich von Firma zu Firma, und die Anlagen, die du dort bedienst, sind verschieden. Folglich hast du auch nicht immer dasselbe Endprodukt: Mal sind es Platten für den Boden oder für Gebäude, mal Treppen oder sogar Gedenksteine.
Was es mit der Spezialisierung Maschinenbearbeitungstechnik auf sich hat, geht eigentlich schon aus dem Namen hervor. Du bearbeitest dein Rohmaterial größtenteils mit Anlagen. Feinarbeiten, bei denen du Maschinen per Hand führen musst, sind dennoch nicht ausgeschlossen. Du drückst aber keinesfalls nur den ganzen Tag auf Knöpfen herum – es kommt ebenso vor, dass du die Maschine für ihren nächsten Einsatz erst programmieren und dein Material ordentlich befestigen musst. Das ist bei Werkstücken, die größer als ein Auto sind, gar nicht mal so einfach.
Bei der Fachrichtung Schleiftechnik dreht sich alles ums Schleifen: Du behandelst deine Natursteine so lange mit Schleifmaschinen, bis sie zu Fliesen oder Platten werden und wie eine neue Ein-Euro-Münze glänzen. Dabei polierst oder schleifst du dein Material mal in Handarbeit, mal mit programmierbaren Poliermaschinen – und natürlich immer nur mit der besten Schleiftechnik.
Wenn du dich für die dritte Fachrichtung Steinmetztechnik entscheidest, benutzt du die Steinbearbeitungsmaschinen, bis dein Material die vorgegebene Form annimmt. Oder aber du schnappst dir ganz oldschool den Meißel und hantierst damit weiter. Allerdings spaltest und behaust du nicht nur Platten, sondern auch Grabsteine oder Denkmäler. Mit dem Beruf Steinmetz ist diese Fachrichtung aber nicht zu verwechseln, denn Steinmetze sind oftmals in Handwerksbetrieben tätig, während deine Ausbildung als Naturwerksteinmechaniker mit der Spezialisierung Steinmetztechnik in Fabriken stattfindet. Zudem hast du es häufiger mit Maschinen zu tun und arbeitest – anders als Steinmetz-Azubis – im Schichtdienst. Dafür kann aber auch deine Ausbildungsvergütung höher ausfallen.
Egal, für welchen Schwerpunkt dein Herz schlägt – mit den Naturwerksteinen, die du tagein tagaus verwendest, kennst du dich aus und entdeckst selbst die kleinsten Fehler an deinem Material sofort. Diese Mängel besserst du gleich aus und bearbeitest deine Werkstücke anschließend weiter: Wenn du nicht gerade per Hand für eine ebenmäßige Oberfläche sorgst, bist du der Mann an den Maschinen. Da du es oftmals mit übergroßen Werksteinen zu tun hast, musst du nicht mehr selber überlegen, wie du dein Material so praktisch wie möglich zuschneidest, damit nicht zu viele Reste bleiben. Stattdessen gibst du nur die Daten ein und überlässt den dafür geschaffenen Anlagen das Rechnen. Diese nehmen dir zwar viel Arbeit ab, um die Vor- sowie Nachbereitung deiner Naturprodukte musst du dich aber selbst kümmern. Du fertigst technische Zeichnungen an, führst Messungen durch und sorgst für einen angebrachten Transport. Schließlich sollen deine Fliesen unversehrt beim Kunden ankommen und nicht so aussehen wie Butterkekse, auf die jemand getreten ist.
Granit, Sandstein, Marmor oder Kalkstein sind alles Natursteine – mit welchem dieser Werkstoffe du es genau zu tun bekommst, hängt ganz davon ab, wo du einen freien Ausbildungsplatz findest. Du könntest dich beispielsweise in Unternehmen der Marmorbearbeitung umsehen, in einem Steinmetzbetrieb anfangen oder in Fabriken mithelfen, die Zement oder Beton verarbeiten. In den meisten Fällen arbeitest du dort in geräumigen Werkhallen, damit auch genug Platz für die großen Naturwerksteine und die noch größeren Maschinen ist. Übrigens ist Schichtdienst in diesem Beruf keine Ausnahme. Jedoch findet deine duale Ausbildung nicht nur im Betrieb, sondern auch in der Berufsschule statt. Wie ein Stein solltest du dort nicht schlafen, schließlich gibt es einiges zu lernen, das im Betrieb unverzichtbar ist.
Dadurch, dass wenige Berufsschulen diese Fachrichtung anbieten, kommt für dich nur der Blockunterricht in Frage. Das bedeutet, dass du mehrmals im Jahr und dann für mehrere Wochen am Stück die Schulbank drückst. Zur Auswahl stehen die berufsbildende Schule in Mayen in Rheinland-Pfalz oder in bayrischen Eichstätt. Du musst dorthin aber zum Glück nicht über Stock und Stein wandern, für Unterkunft sowie Verpflegung wird nämlich gesorgt. In der Berufsschule stehen bereits ab dem ersten Ausbildungsjahr die unterschiedlichsten Themenbereiche auf deinem Stundenplan: Zum einen allgemeine Fächer wie Sport, Deutsch oder Sozialkunde und zum anderen fachspezifische Lernfelder wie Plattenbearbeitung, Böden und Treppen oder Wandbekleidungen. Du wirst außerdem in Sachen Arbeitssicherheit, Lagerung und Transport sowie Schlammentsorgung unterrichtet. Aber auch bei Gewinnungsverfahren und Grundlagen der Gesteinskunde solltest du die Lauscher spitzen, um bei deiner Abschlussprüfung zu glänzen wie eine polierte Marmorplatte.
Bei der Bearbeitung deiner Naturwerksteine bist du manchmal umgeben von Staub, Nässe und einer Lautstärke, in der du dein Lieblingslied nicht einmal hören würdest, wenn es auf voller Lautstärke liefe. Gegen den Lärm hilft ein Gehörschutz, alles andere sollte dir als Azubis nichts ausmachen. Du hast kein Problem damit, dir die Hände schmutzig zu machen und verfügst über gutes Fingerspitzengefühl? Super, denn das brauchst du, ebenso wie handwerkliches Geschick, wenn du beispielsweise kleine Fehler in den Natursteinen per Hand ausbesserst. Zudem sollte es dir nicht am technischen Verständnis mangeln, weil du täglich Maschinen einstellen, bedienen und warten musst. Und nicht zuletzt brauchst du für die Ausbildung als Naturwerksteinmechaniker ein räumliches Vorstellungsvermögen, damit du dir das Endprodukt, das vorerst nur als Skizze vor dir liegt, ungefähr vorstellen kannst. Wenn du dann auch noch körperlich fit bist, hast du alles, was du als Naturwerksteinmechaniker brauchst.
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