Freiwillig ins Gefängnis will wohl niemand – zumindest, wenn man dann auf der falschen Seite der Gitterstäbe hockt. Beamte im mittleren Justizvollzugsdienst gehen dort nämlich ihrer ganz normalen, alltäglichen Arbeit nach. Sie beaufsichtigen, betreuen und unterstützen die Häftlinge. Das Ziel: Nach ihrem Strafvollzug sollen sie wieder ein normales, geordnetes Leben führen können.
Auch wenn Justizvollzugsbeamter im mittleren Dienst die am weitesten verbreitete Bezeichnung ist, gibt es noch einige weitere Begriffe für den gleichen Beruf. Das liegt daran, dass Ausbildungen im Justizvollzugsdienst landesrechtlich geregelt sind. In Baden-Württemberg und Niedersachsen lautet die Abschlussbezeichnung zum Beispiel Justizvollzugsfachwirt. Außerdem gibt es verschiedene Laufbahngruppen, die wiederum verschiedene Bezeichnungen führen. Auch das wird von den Bundesländern unterschiedlich geregelt.
In NRW, Niedersachsen oder Schleswig-Holstein gibt es zum Beispiel die Laufbahngruppe 1 mit erstem und zweitem Einstiegsamt sowie die Laufbahngruppe 2, ebenfalls mit erstem und zweitem Einstiegsamt. In Hessen, Thüringen oder Baden-Württemberg lauten die Laufbahnbezeichnungen hingegen Mittlerer Dienst, Gehobener Dienst und Höherer Dienst.
Ein Justizvollzugsbeamter im mittleren Dienst spielt eine entscheidende Rolle bei der Sicherung und Betreuung von Justizvollzugsanstalten. Zu seinen Aufgaben gehören die Überwachung der Gefangenen, die Durchführung von Kontrollgängen sowie die Unterstützung bei der Resozialisierung der Inhaftierten. Dabei arbeiten die Justizvollzugsbeamten eng mit Sozialarbeitern, Psychologen und der Anstaltsleitung zusammen, um einen ordnungsgemäßen Vollzugsablauf sicherzustellen.
Der Unterschied zwischen mittlerem und gehobenem Dienst liegt vor allem im Verantwortungsbereich und in den Tätigkeiten, die sie eigenständig ausführen dürfen. Justizvollzugsbeamte im gehobenen Dienst übernehmen oft leitende und verwaltende Funktionen. Sie sind zuständig für die Planung, Organisation und Kontrolle des Vollzugsdienstes, die Personalverantwortung und haben häufiger Schnittstellen mit anderen Behörden. Ihre Ausbildung ist länger und umfasst neben den praktischen Inhalten auch rechtliche und verwaltungsspezifische Themen, die sie für die Übernahme von Führungsaufgaben qualifiziert.
Justizvollzugsbeamter und Gefängniswärter werden oft synonym verwendet. Dabei beschreiben die beiden Begriffe unterschiedliche Aspekte des Berufs. Gefängniswärter ist eine veraltete Bezeichnung, die das Bild vermittelt, dass es in dem Job einzig und allein ums Aufpassen auf Gefängnisinsassen geht.
Im Gegensatz dazu ist die Berufsbezeichnung Justizvollzugsbeamter deutlich zeitgemäßer und genauer. Sie spiegelt die Vielfalt der Aufgaben wider, die weit über die bloße Wächterrolle hinausgehen und auch Aspekte der Betreuung, Beratung und Unterstützung bei der Resozialisierung von Strafgefangenen einschließen. Justizvollzugsbeamte sind nicht einfach nur Gefängniswärter. Sie sind Teil eines großen Prozesses, der zur Wiedereingliederung der Gefangenen in die Gesellschaft führen soll.
Als Justizvollzugsbeamter arbeitest du im Schichtdienst werktags sowie auch an Wochenenden und Feiertagen, da die Häftlinge rund um die Uhr bewacht und betreut werden müssen. Deine Schichten können entweder tagsüber oder nachts sein und deine Arbeitszeit beträgt in der Regel rund 38 Stunden die Woche.
Als Justizvollzugsbeamter trägst du während deiner Arbeit eine Uniform. Wenn du die Genehmigung besitzt – also an einer entsprechenden Fortbildung zum Waffengebrauch teilgenommen hast – trägst du zudem eine Schusswaffe bei dir.
Die reguläre Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst dauert zwei Jahre. Der sogenannte Vorbereitungsdienst ist in theoretische und praktische Phasen unterteilt. Abwechselnd üben sich die Auszubildenden in einer Justizvollzugsanstalt und einer Justizvollzugsschule. Die jeweiligen Phasen dauern zweieinhalb bis fünfeinhalb Monate. Am Ende des zweijährigen Vorbereitungsdienstes wird die Laufbahnprüfung absolviert.
1. Ausbildungsjahr
Vollzugsverwaltung: In der Lehrveranstaltung Vollzugsverwaltung geht es um die administrativen Tätigkeiten innerhalb einer Justizvollzugsanstalt. Du lernst alles über das Dokumentations- und Berichtswesen und verstehst, wie du Daten digital einpflegst – dafür lernst du vollzugsspezifische IT-Verfahren kennen.
Vollzugsrecht: Einen Großteil deines Stundenplanes nehmen Fächer zum Thema Recht ein. Dazu gehören die Grundzüge des Staats-, Verfassungs- und Verwaltungsrechts sowie die Grundzüge des Beamten-, Straf- und Strafverfahrensrechts. Das Vollzugsrecht beherrscht du am Ende deiner Ausbildung perfekt.
Kommunikation und Konfliktmanagement: Um mit Straftätern und straffälligen Jugendlichen arbeiten zu können, musst du dir die angemessene Kommunikation und Umgangsart zunächst aneignen. Vor allem, wenn es zu ausschreitenden Situationen kommt, musst du wissen, mit welchen Mitteln und kommunikativen Maßnahmen du diese deeskalieren – also schlichten – kannst.
2. Ausbildungsjahr
Kriminologie und Vollzugspsychologie: In diesem Fach geht es um die Lehre des Verbrechens. Du gehst den Beweggründen für Straftaten auf den Grund und verstehst, was Ursachen für kriminelles Verhalten sein können. Darüber hinaus machst du dich mit verschiedenen Arten von Delikten vertraut.
Pädagogik: Im Fach Pädagogik erfährst du, wie die Inhaftierten der JVA nicht ihre Selbstständigkeit sowie lebenspraktische Fähigkeiten verlieren. Angehende Justizvollzugsbeamte lernen in diesem Fach die Maßnahmen der Freizeitpädagogik kennen. Du planst und evaluierst sinnvolle Maßnahmen, organisierst Events und erarbeitest anstaltsinterne Förderungskonzepte.
Sport und Selbstverteidigung: Für den Fall, dass eine Situation doch mal aus den Rudern gerät, lernst du bestimmte Sicherungstechniken. Um die Gesundheit der Inhaftierten zu fördern beziehungsweise beizubehalten, werden dir Inhalte der Gesundheitslehre und der Ersten Hilfe beigebracht.
1. Ausbildungsjahr: Im ersten Jahr deiner Ausbildung lernst du zunächst die verschiedenen Vollzugsformen kennen – beispielsweise gibt es Unterschiede zwischen dem Erwachsenen- und dem Jugendvollzug. Du verstehst Abläufe in der JVA und wirst mit verschiedenen Aufgaben und der Arbeitsorganisation vertraut gemacht.
2. Ausbildungsjahr: Im zweiten Ausbildungsjahr lernst du den Umgang mit berufsbezogenen technischen Anwendungen der Informations- und Kommunikationstechnik, die du später für Aufgaben im Bereich der Verwaltung benötigst. Dir wird beigebracht, wie du den Pforten-, Besuchs- und Kontrolldienst durchführst und was du dabei zu beachten hast. Beinhaltet deine Ausbildung Elemente des Werkdienstes, wirst du in diesen eingearbeitet.
Um dich für die Beamtenausbildung im Justizvollzugsdienst bewerben zu können, musst du ein paar Voraussetzungen erfüllen. Unter anderem musst du mindestens 21 Jahre alt sein und die deutsche Staatsangehörigkeit oder die Staatsangehörigkeit eines anderen EU-Staates besitzen.
Achtung: Die Anforderungen können je nach Bundesland und Berufsschule leicht variieren. Informiere dich also rechtzeitig, wenn du überlegst, die Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten anzutreten.
Du solltest dir überlegen, Justizvollzugsbeamter zu werden, wenn du …
Du solltest kein Justizvollzugsbeamter werden, wenn du …
Ja, grundsätzlich kann man auch als Quereinsteiger Justizvollzugsbeamter werden. Die Möglichkeit des Quereinstiegs hängt jedoch von den Richtlinien des jeweiligen Bundeslandes ab. In der Regel ist ein Quereinstieg mit einer abgeschlossenen Berufsausbildung oder Berufserfahrung in einem anderen, für den Beruf des Justizvollzugsbeamten relevanten Bereich möglich.
Der einfachste Weg ist oft die direkte Bewerbung bei einer Justizvollzugsanstalt oder beim Justizministerium des jeweiligen Bundeslandes. Oft werden auch spezielle Quereinsteigerprogramme angeboten. Diese Programme beinhalten meistens eine intensive Einarbeitungsphase, die sowohl theoretische als auch praktische Elemente der Ausbildung umfasst.
Und klar: Auch Quereinsteiger müssen die üblichen Einstellungsvoraussetzungen wie Mindestalter, körperliche und psychische Eignung sowie ein einwandfreies Führungszeugnis erfüllen.
In manchen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, sich schon vor der Ausbildung auf einen bestimmten Aufgabenbereich im Justizvollzugsdienst zu spezialisieren. In Nordrhein-Westfalen gibt es zum Beispiel die Ausbildung zum Beamten im Allgemeinen Vollzugsdienst, zum Beamten im Werkdienst sowie zum Mitarbeiter im Krankenpflegedienst. Alle drei Ausbildungen gehören zur Laufbahngruppe 1, zweites Einstiegsamt.
Informiere dich auf der Webseite des Justizministeriums deines Bundeslandes, welche Spezialisierungsmöglichkeiten es gibt.
Nach deiner Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst hast du zwei Möglichkeiten, wenn du weiter aufsteigen willst: ein Studium oder eine Beamtenausbildung.
Studium: Nach deiner Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst kannst du dich an der Universität einschreiben und auf diesem Weg einen akademischen Werdegang einschlagen. Mögliche Studienfächer wären Soziale Arbeit, Sozialmanagement oder auch öffentliches Recht. Nach deinem Studium kannst du innerhalb der JVA leitende Positionen mit Personalverantwortung übernehmen.
Beamtenausbildung: Mit dem Abschluss der Ausbildung zum Justizvollzugsbeamten im mittleren Dienst kannst du durch eine weitere anschließende Beamtenausbildung in den gehobenen Dienst aufsteigen. Dieser qualifiziert dich für Positionen in der Führungsebene der Justiz.
Während deiner Ausbildung verdienst du einen sogenannten Anwärtergrundbetrag. Mit welcher Summe du rechnen kannst, ist von Bundesland zu Bundesland leicht unterschiedlich. Grundsätzlich kann man aber sagen, dass du sowohl im ersten als auch im zweiten Ausbildungsjahr zwischen 1.100 und 1.250 Euro monatlich bekommst.
Dein Gehalt als Justizvollzugsbeamter im mittleren Dienst erfolgt entsprechend der Beamtenbesoldung. Auch unterscheiden sich die Gehälter je nach Bundesland leicht.
Ganz grob lässt sich aber sagen: Das Einstiegsgehalt liegt durchschnittlich bei rund 2.500 Euro brutto monatlich. Nach erfolgreicher dreijähriger Probezeit wirst du zum Beamten auf Lebenszeit ernannt. Dann kannst du bis zu 4.000 Euro brutto monatlich verdienen.
Arbeitest du dich danach auf der Karriereleiter noch weiter nach oben, kannst du als Justizvollzugsbeamter im gehobenen Dienst bis zu 5.000 Euro im Monat bekommen.
Wenn du dich um einen Ausbildungsplatz als Justizvollzugsbeamter im mittleren Dienst bewerben willst, musst du ein paar Dinge unbedingt beachten. Zusätzlich zu den üblichen Bewerbungsunterlagen musst du in der Regel noch weitere Dokumente einreichen. Dazu gehören zum Beispiel Erklärungen, mit denen du bestätigst, dass du keine Vorstrafen hast und hinter der Verfassung stehst. Die Formulare findest du normalerweise auf den Webseiten des Justizministeriums des jeweiligen Bundeslandes bzw. auf der Seite der Justizvollzugsanstalt.
Darüber hinaus wirst du auch ein polizeiliches Führungszeugnis und ein ärztliches Attest über deine physische sowie psychische Eignung einreichen müssen. Das folgt aber in der Regel in einem zweiten Schritt, wenn deine Bewerbung gut angekommen ist.
Du willst auf Nummer sichergehen und dafür sorgen, dass du dich von den anderen Bewerbern abhebst? Dann haben wir drei gute Tipps für dich:
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