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In der Naturheilkunde geht es vor allem darum, Krankheiten ohne klassische Medikamente zu therapieren. Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker sind darauf spezialisiert. Ihr wichtigster Ansatz: Menschen ganzheitlich betrachten und behandeln. Neben dem Körper haben sie also auch immer die Psyche ihrer Patienten und Patientinnen und andere Aspekte im Blick.
Info: Es gibt keine staatlich vorgeschriebene Ausbildung zur Heilpraktikerin. Voraussetzungen, Kosten, Dauer und Co. richten sich nach dem jeweiligen Ausbildungsanbieter und sind nicht einheitlich geregelt.
Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker behandeln Patientinnen und Patienten mittels Methoden der Naturheilkunde bzw. der Alternativmedizin. Sie sind keine Ärzte, dürfen aber Krankheiten diagnostizieren und therapieren und das auch mit der (privaten) Krankenkasse abrechnen.
Bei der ganzheitlichen Medizin wird der ganze Mensch in die Behandlung miteinbezogen – sie berücksichtigt körperliche, geistige, emotionale, soziale und spirituelle Aspekte der Gesundheit. Es geht darum, nicht nur die Symptome einer Krankheit zu behandeln, sondern die tieferen Ursachen zu ergründen. Das ist sehr zeitintensiv: Die erste Behandlung bei der Heilpraktikerin dauert in der Regel eine Stunde. Zum Vergleich: Eine Konsultation beim Arzt nimmt im Schnitt acht Minuten in Anspruch.
Heilpraktikerinnen und Heilpraktiker dürfen diverse Therapieverfahren anwenden; sie dürfen zum Beispiel Krebs behandeln und eine eigene Praxis eröffnen. Bestimmte Dinge sind aber Ärztinnen und Ärzten sowie anderen Berufsgruppen vorbehalten. Dazu gehört unter anderem …
Häufig sind Heilpraktiker als Selbstständige in der eigenen Praxis und in Therapieräumen oder als Teilhaber in einer Gemeinschaftseinrichtung tätig. Darüber hinaus können sie aber auch in Büros oder in Privatwohnungen, zum Beispiel bei Hausbesuchen, tätig werden.
Im Gegensatz zu einer klassischen dualen Berufsausbildung ist die Ausbildung zum Heilpraktiker nicht staatlich reglementiert. Was den Ausbildungsaufbau angeht, gibt es große Unterschiede zwischen den Lehrgangsanbietern.
Für deine Heilpraktiker-Ausbildung musst du dich zunächst für eine der vielen Heilpraktiker-Schulen und zwischen den vielen Lehrgangsformen entscheiden. Du kannst wählen zwischen Präsenz- und Onlinekursen und zwischen Vollzeit- und Teilzeitmodellen. Oft ist es auch möglich, verschiedene Modelle zu kombinieren.
Eine Vollzeit-Ausbildung ist besonders intensiv. Sie kann bis zu drei Jahre dauern und 3.000 Unterrichtsstunden enthalten. Genau so gibt es aber auch kurze Crashkurse. Präsenzanbieter führen die Heilpraktiker-Ausbildung in der Regel in vier bis 24 Monaten durch.
Tipp: Hast du keine berufliche Vorerfahrung, zum Beispiel durch eine medizinische Ausbildung etwa zur Pflegefachkraft, solltest du dich für eine Ausbildung entscheiden, die mindestens 18 bis 24 Monate dauert. So viel Zeit brauchst du, um dich auf die anspruchsvolle Abschlussprüfung vorzubereiten.
In der Heilpraktiker-Ausbildung werden dir humanmedizinische Grundlagen sowie alternative Heil- und Behandlungsmethoden vermittelt. Je nach Schule variiert dabei der Schwerpunkt. Am besten du erkundigst dich direkt bei einer Heilpraktikerschule oder einem Anbieter eines Fernstudiums, um dich über den genauen Ablauf und die genauen Inhalte zu informieren.
An manchen Heilpraktikerschulen hast du auch Praktikumsphasen, in denen du die Arbeit in einer Heilpraktikerpraxis kennenlernst. Als angehender Heilpraktiker arbeitest du dann in schuleigenen Lehrpraxen oder du hospitierst bei erfahrenen Heilpraktikern und Heilpraktikerinnen.
Abgeschlossen wird die Ausbildung mit einer Prüfung, der Heilpraktikerprüfung, auf die du gezielt vorbereitet wirst.
Im Gegensatz zum sogenannten großen Heilpraktiker spezialisiert sich der kleine Heilpraktiker in der Ausbildung auf einen konkreten Bereich: Es gibt zum Beispiel Heilpraktiker für Psychotherapie, Heilpraktiker für Physiotherapie und Heilpraktiker für Podologie. Die Prüfung beim Gesundheitsamt läuft dann etwas anders an.
Achte darauf, dass die Ausbildung zumindest eine bestimmte Anzahl an Unterrichtsstunden beinhaltet, rund 2.000 Stunden sind ein guter Richtwert. Der Bildungsanbieter sollte außerdem Mitglied in einem Heilpraktikerverband sein. Grundsätzlich ist Präsenzunterricht gegenüber dem Fernunterricht eher vorzuziehen oder zumindest ein kombiniertes Modell. Der direkte Kontakt zu deinen Mitschülern und Lehrpersonal wird dich motivieren.
Inhaltlich ist wichtig, dass dich die Schule nicht nur auf die prüfungsrelevanten Themen vorbereitet, sondern dir auch die naturheilkundlichen Methoden näherbringt. Und nicht zuletzt solltest du darauf achten, ob die Dozentinnen und Dozenten bereits viel Erfahrung haben und renommiert sind in ihrem Gebiet.
Während die Heilpraktiker-Ausbildung nicht reglementiert ist, ist es die abschließende Prüfung sehr wohl: Du darfst nur mit einer amtlichen Zulassung als Heilpraktiker arbeiten. Und die bekommst du, wenn du die Kenntnisüberprüfung bei einem Gesundheitsamt bestehst. Das ist im Heilpraktikergesetz (HeilprG) festgelegt.
Die Prüfung besteht aus einem Multiple-Choice-Test aus 60 Fragen und einer mündlichen Befragung beim Amtsarzt. Abgefragt werden medizinische Grundlagen, das Erkennen von Krankheitsbildern sowie Gesetze und Hygienevorschriften.
Bei der Prüfung soll der angehende Heilpraktiker nachweisen, dass er genügend medizinisches Fachwissen hat: Er muss im Zweifel erkennen können, ob ein Patient besser von einem Arzt oder einer Ärztin behandelt werden sollte.
Gut zu wissen: Um die Prüfung zu absolvieren, musst du oft mit viel Vorlaufzeit rechnen. Erkundige dich also rechtzeitig beim Gesundheitsamt deiner Stadt, wann du dich am besten anmelden solltest.
Unabhängig davon, wie lange dein gewählter Lehrgang dauert und ob dieser einen Praxisteil enthält oder nicht – für die Ausbildung zum Heilpraktiker wird keine Vergütung gezahlt. Du musst sogar damit rechnen, dass noch einige Kosten auf dich zukommen. Lehrgangsgebühren, Prüfungsgebühren, Kosten für Fachliteratur und Arbeitsmittel sind in der Regel von dir zu tragen. Die Gebühren unterscheiden sich von Anbieter zu Anbieter stark. Aber: Eine umfangreiche Vollzeitausbildung in Präsenz kann bereits im hohen vierstelligen Bereich liegen.
Die Heilpraktikerprüfung kostet ebenfalls eine Summe im unteren bis mittleren dreistelligen Bereich.
Neben der Möglichkeit der Ratenzahlung kannst du in der Regel staatliche Förderprogramme in Anspruch nehmen. Es gibt zum Beispiel den Bildungsgutschein, die Begabtenförderung oder den sogenannten Bildungskredit. Teilweise gibt es bundeslandspezifische Hilfen wie den Bildungscheck in NRW und Brandenburg und den Weiterbildungsscheck in Sachsen, Bremen und Thüringen.
Das mittlere Einkommen von Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern in Deutschland liegt aktuell bei rund 2.800 Euro brutto im Monat.
Da die meisten Heilpraktiker selbstständig sind, ist es schwer, genaue Gehaltsangaben über dein Gehalt nach der Ausbildung zu machen. Eröffnest du deine eigene Praxis, musst du natürlich zunächst einmal selbst Geld investieren. Am Ende kommt es darauf an, wie erfolgreich du bist.
Rechtlich ist für die Ausbildung zum Heilpraktiker keine bestimmte Vorbildung vorgeschrieben. Die Lehrgangsanbieter legen die Voraussetzungen selbst fest. In der Regel erwarten die Heilpraktikerschulen von ihren Bewerbern den Hauptschulabschluss oder den Realschulabschluss
Achtung: Für die Heilpraktikerprüfung musst du mindestens 25 Jahre alt sein.
In der Regel bewirbst du dich mit einer klassischen schriftlichen Bewerbung – Anschreiben und Lebenslauf sollten in jedem Fall enthalten sein. Manche Schulen erwarten auch ein Motivationsschreiben.
Hast du schon eine medizinische oder pflegerische Berufsausbildung abgeschlossen, hast du damit auf jeden Fall ein paar Vorteile. Auch Seminare zum Thema Heilkunde, Akupunktur oder Alternativmedizin, die du vorab besucht hast, sind hilfreich und solltest du auf jeden Fall im Anschreiben erwähnen.
Studium
Nach der Ausbildung muss noch lange nicht Schluss sein, denn es gibt ja auch die Möglichkeit zur Weiterbildung – Heilpraktiker können nach ihrem Abschluss, sofern sie über eine Hochschulzulassung verfügen, beispielsweise studieren. So kannst du dein Wissen in medizinischer Richtung ausbauen. Komplementärmedizin oder Humanmedizin bieten sich hier als Studienfächer an.
Wenn du die Heilpraktikerprüfung erfolgreich bestanden hast, kannst du dich anschließend zum Osteopathen bzw. zur Osteopathin weiterbilden.
Auch eine Weiterbildung zum Chiropraktiker bzw. zur Chiropraktikerin ist möglich, wenn du durch die Heilpraktiker-Ausbildung eine Heilerlaubnis hast.
Alternative Heilmethoden spielen in unserer Gesellschaft eine immer größere Rolle. Auch Schulmediziner erkennen ihren Nutzen an und so entstehen Kooperationen aus Heilpraktikern und Medizinern, die Hand in Hand arbeiten. Das Berufsfeld hält zudem zahlreiche Möglichkeiten zur Spezialisierung offen – ob Psychotherapie, Chiropraktik oder Akupunktur. So kannst du deinen persönlichen, berufsbezogenen Zielen und Wünschen nachkommen – natürlich immer im Rahmen des Heilpraktikergesetzes.
Die alternative Medizin erfreut sich immer größerer Beliebtheit und erhält immer mehr gesellschaftliche aber auch wissenschaftlich medizinische Anerkennung. Nicht immer müssen gleich chemische Präparate herhalten, wenn die Gesundheit nicht mitspielt. Das bedeutet: Die freien Arbeitsplätze in diesem Job dürften auch in Zukunft konstant bleiben oder auch steigen. Als Heilpraktiker oder Heilpraktikerin ist man zumeist selbstständig tätig und häufig sein eigener Chef beziehungsweise seine eigene Chefin.
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