ODER
Das kulturelle Erbe der Gesellschaft zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen, das ist Aufgabe von Archivarinnen und Archivaren. Sie werden im dualen Studium Archivdienst ausgebildet. Wir geben dir Infos zu Ausbildungsinhalten, Voraussetzungen, Gehalt und zu den Karrierechancen.
Achtung: Die Beamtenausbildung wird von den Bundesländern selbstständig organisiert. Das duale Studium Archivdienst ist deshalb regional und je nach Behörde etwas anders geregelt. Inhalte und auch der Name des Studiengangs können abweichen.
Im dualen Studium Archivdienst wirst du für die Arbeit im Archiv ausgebildet. Du lernst, Archivgut zu erfassen, zu ordnen, zu bewerten und zu erhalten. Dafür eignest du dir die gängigen archivischen Arbeitsmethoden an. Es geht im Studium aber noch um mehr: Du beschäftigst dich unter anderem mit Archivrecht, setzt dich mit der Geschichte Europas auseinander und befasst dich mit Verwaltungswissenschaften.
Weil die Ausbildung von Beamten und Beamtinnen von den Ländern organisiert wird, gibt es teilweise unterschiedliche Name für die gleiche Ausbildung bzw. das gleiche duale Studium. Mehr Infos gibt‘s im Ratgeber zur Beamtenausbildung.
Mögliche Bezeichnungen:
Kurz gesagt: Als Archivar oder Archivarin kümmerst du dich um die Aufbewahrung wichtiger historischer Dokumente.
Arbeitest du zum Beispiel bei einem Stadtarchiv, entscheidest du, welche städtischen Akten dauerhaft aufbewahrt werden sollen. Das können zum Beispiel historische Fotografien, Landkarten und Zeitungen sein, die die Geschichte der Stadt dokumentieren. Es ist deine Aufgabe, diese Dokumente zu sortieren, zu beschriften und im Archiv analog sowie digital aufzubewahren. Bürger, die das Archiv besuchen, weist du in die Nutzung ein oder beschaffst für sie das angefragte Material.
Der Beruf hat sich in den vergangenen Jahren ganz schön gewandelt: Grund ist die Digitalisierung. Vom digitalen Sammlungsmanagement über den Einsatz von Bilderkennungssystemen bis hin zur automatischen Verschlagwortung von Tondokumenten – Archivarinnen und Archivare arbeiten mit modernsten Technologien. Dank digitaler Archive können Bürgerinnen und Bürger oder Forschende Archivgut so zum Beispiel auch bequem von zu Hause aus aufrufen.
Deine Tätigkeiten auf einen Blick (beispielhaft)
Übrigens: Stadtarchive sind gesetzlich dazu verpflichtet, ihr kommunales Schriftgut zu bewahren und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Als Archivgut bezeichnet man alles, was im Archiv aufbewahrt wird, also zum Beispiel Akten, Landkarten und Bilder. Damit diese Dinge archivwürdig sind, müssen sie bedeutsam für die wissenschaftliche Forschung oder aus rechtlichen Gründen relevant sein. Unter Archivalien versteht man die einzelnen Stücke innerhalb des Archivguts.
Als Archivar – teilweise auch Diplom-Archivar genannt – bist du in der Regel bei Behörden angestellt, die ein Archiv unterhalten. Das können zum Beispiel Landes- und Stadtarchive sein. Auch im Bundesarchiv kannst du eine Anstellung finden.
Deine möglichen Einsatzbereiche als Archivar auf einen Blick:
Das duale Studium Archivdienst dauert drei Jahre. Es gibt eine Zwischen- und eine Abschlussprüfung.
Du hast Theorie und Praxis zu gleichen Teilen: in der Regel insgesamt 18 Monate Fachstudien an der Hochschule und 18 Monate berufspraktische Studienzeiten an verschiedenen Dienstorten deines Ausbildungsarchivs. Theorie und Praxis wechseln sich dabei regelmäßig ab. Während du zum einen eine Hochschule nahe deines Ausbildungsorts besuchst, absolvierst du in der Regel auch Theorieteile an der Archivschule Marburg – Hochschule für Archivwissenschaft, wo mit Ausnahme von Bayern alle Archivare geschult werden.
Die Ausbildung für Beamte heißt offiziell Vorbereitungsdienst. Da du als Archivar bei einer Behörde verbeamtet wirst, bist du im dualen Studium Beamter auf Widerruf. Später wirst du auf Lebenszeit verbeamtet.
Während des dualen Studiums wirst du übrigens das Glück haben, in recht kleinen Gruppen unterrichtet zu werden. Es werden nicht so viele Archivare ausgebildet, weshalb die Jahrgänge klein sind. Du kannst so mit 20 bis 30 Kommilitonen und Kommilitoninnen rechnen.
An der Hochschule lernst du, mit den unterschiedlichen Medien umzugehen – von jahrhundertealten Urkunden bis zum digitalen Foto. Du wirst darin geschult, Archivale zu lesen, zu identifizieren und einzuordnen. Du beschäftigst dich mit den verschiedenen Methoden zur Archivierung, mit rechtlichen und historischen Fragestellungen.
Die Inhalte auf einen Blick (beispielhaft):
Die Ausbildung zum Archivar bzw. zur Archivarin ist auch im höheren Dienst möglich. Du brauchst dafür aber mindestens den Master-Abschluss in einem Fach wie Geschichtswissenschaft oder einer anderen Geistes- oder Sozialwissenschaft. Gerne gesehen ist auch eine Promotion.
Im höheren Dienst – man spricht auch von der Laufbahngruppe 2, zweites Einstiegsamt – dauert der Vorbereitungsdienst nur zwei Jahre. Andere Bezeichnungen sind Archivreferendar oder nach Abschluss auch Archivrätin. Archivare im höheren Dienst nehmen in der Regel Organisations- und Führungsaufgaben wahr.
Gehobener Dienst | Höherer Dienst | |
---|---|---|
Dauer | 3 Jahre | 2 Jahre |
Voraussetzung | Abitur | Master-Abschluss |
Ausbildungsgehalt | ca. 1.300–1.600 Euro* | ca. 1.400–2.390 Euro |
Tätigkeiten | ähnlich | ähnlich, aber mehr Organisations- und Führungsaufgaben |
*jeweils brutto im Monat
Dein Gehalt als dualer Student bzw. duale Studentin im Archivdienst fällt überdurchschnittlich hoch aus. Während deines dualen Studiums bekommst du sogenannte Anwärterbezüge. Als Beamter bzw. Beamtin auf Widerruf hast du außerdem den Vorteil, dass von deinem Lohn weniger Gelder abgezogen wird, weil du beispielsweise nicht sozialversicherungspflichtig bist.
Im dualen Studium Archivdienst bekommst du in der Regel über die gesamte Studienzeit das gleiche Gehalt. Die Vergütung ist je nach Bundesland, in dem du dein duales Studium absolvierst, unterschiedlich. Beim Bundesarchiv bekommst du zum Beispiel aktuell rund 1.560 Euro brutto im Monat. Bei Behörden der Länder fällt der Anwärtergrundbetrag in der Regel etwas geringer aus. Im Schnitt verdienst du hier knapp 1.350 Euro brutto monatlich.
So viel verdienst du in den verschiedenen Bundesländern (beispielhaft):
Bundesland | Gehalt |
---|---|
Hessen | 1.299 Euro* |
Sachsen | 1.384 Euro |
NRW | 1.356 Euro |
*Es handelt sich jeweils um das monatliche Grundgehalt in brutto, das in den Landesbesoldungsgesetzen festgelegt ist. Dazu können weitere Zuschläge und Zulagen kommen.
Bei Beamtinnen und Beamten ist es üblich, dass sie bestimmten Besoldungsgruppen zugeordnet werden. Und zwar wirst du als Beamter im Archivdienst im gehobenen Dienst den Gruppen A 9 bis A 12 zugeordnet. In jeder Gruppe gibt es mehrere Erfahrungsstufen. Da steigst du automatisch im Laufe der Jahre auf. Wie viel du verdienst, ist im Bundesbesoldungsgesetz oder in den verschiedenen Landesbesoldungsgesetzen nachzulesen.
Als fertiger Archivar im gehobenen Archivdienst kannst du bei einem Bundesarchiv mit einem Einstiegsgehalt von knapp 3.000 Euro brutto rechnen. Am Anfang bist du in Besoldungsgruppe A 9. Mit der Zeit und mit mehr Verantwortung kannst du bis in Besoldungsgruppe A 13 aufsteigen. Zum Vergleich: Auf der höchsten Erfahrungsstufe bekommst du in A 13 rund 5.900 Euro brutto im Monat.
Dein Gehalt variiert natürlich je nach Region und Behörde. In NRW beträgt das Gehalt am Anfang rund 2.800 Euro brutto im Monat. In der höchsten Stufe der Gruppe A 13 sind in NRW knapp 5.500 Euro brutto im Monat möglich.
Im höheren Dienst steigst du als Archivar in Besoldungsgruppe A 13 ein. Auf Stufe 1, direkt nach Abschluss des Vorbereitungsdienstes, verdienst du als Bundesbeamter monatlich knapp 4.600 Euro brutto. Es ist möglich, bis Besoldungsgruppe A 16, Stufe 8, aufzusteigen. Das Grundgehalt beträgt dann 8.078 Euro brutto.
Als Archivarin oder Archivar hast du sehr gute Zukunftsaussichten. Die Digitalisierung verändert den Beruf zwar, aber die Arbeit wird dadurch nicht weniger: Die systematische Digitalisierung der Archivbestände ist eine Riesen-Aufgabe für die Behörden in Deutschland. Und dafür wird kompetentes Personal gebraucht.
Spezialisierungen Als fertiger Archivar bzw. fertige Archivarin kannst du aus vielen Fortbildungen wählen, um dein Wissen rund ums Archiv aktuell zu halten. Das können kurze Workshops sein, die nur wenige Stunden dauern bis hin zu mehrmonatigen Kursen. Du kannst dich zu allen möglichen Themen wie digitale Ausstellungen, urheberrechtliche Fragen, Verwaltung oder Öffentlichkeitsarbeit fortbilden.
Masterstudium
Ein Masterabschluss – zum Beispiel in Archivwissenschaft oder Bibliothekswissenschaft – ermöglicht dir den Weg in den höheren Dienst. Du hast dann noch bessere Gehaltsaussichten.
Für das duale Studium Archivdienst brauchst du die Fachhochschulreife (Fachabitur) oder die Allgemeine Hochschulreife (Abitur). Es ist außerdem von Vorteil, wenn du in den Fächern Französisch, Latein, Englisch und Deutsch unterrichtet wurdest bzw. gute Noten hattest. Schließlich ist die Analyse fremdsprachiger Schriftstücke Teil des Studiums.
*mehr Infos zur Verbeamtung findest du im Ratgeber zur Beamtenausbildung.
Die Bewerbung um ein duales Studium Archivdienst besteht ganz klassisch aus Anschreiben, Lebenslauf, deinem letzten Schulzeugnis und weiteren Anlagen wie Praktikumsbescheinigungen. Weil es jedes Jahr nur recht wenige Studienplätze für das duale Studium Archivdienst gibt, ist es gut, wenn du dich positiv von anderen Bewerbern abhebst. Von Vorteil ist, wenn du dich nicht nur für Geschichte interessierst, sondern schon echtes Fachwissen – zum Beispiel aus dem Geschichts-LK oder weiterer privater Recherche – mitbringst. Schreib sowas auf jeden Fall in dein Anschreiben.
Für das Bewerbungsgespräch eignet sich ein Outfit im Business-Casual-Style. Mehr Infos dazu findest du in unserem Ratgeber zum Thema Dresscode im Vorstellungsgespräch.
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